Führungsebene wendet sich von Gaddafi ab

Libyens Außenminister flieht nach London

Neuer Tiefschlag für Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi: Er verliert einen weiteren Mann aus seiner Führungsmannschaft. Sein Außenminister Mussa Kussa hat sich nach Großbritannien abgesetzt.

Morgenjournal, 31.03.2011

Außenminister Kussa wendet sich ab,

Tripolis dementiert Absetzung

Mussa Kussa ist am späten Abend aus Tunesien kommend in London eingetroffen. Er wolle dem Regime in Tripolis nicht länger dienen, ließ der bisherige enge Vertraute von Staatschef Muammar Gaddafi mitteilen.

Aus Tripolis kommen heftige Dementi, der Außenminister sei in diplomatischem Auftrag unterwegs, betont der Sprecher Gaddafis.

Gaddafi verliert Gefolgsleute

Aber Mussa Kussa ist nicht der erste Minister, der Gaddafi die weitere Gefolgschaft verweigert. Ex-Justizminister Mustafa Abdul Dschalil hat sich gleich nach den ersten blutigen Zusammenstößen den Aufständischen angeschlossen, er ist heute ein führendes Mitglied der nationalen Übergangsrates in Bengasi. Auch einer der wichtigsten Ökonomen in Tripolis, Mahmud Dschibril, hat die Fronten gewechselt, er ist jetzt quasi der Ministerpräsident der Anti-Gaddafi-Bewegung. Viele Offiziere haben sich ebenfalls von Gaddafi losgesagt.

Unangenehm für London

Aber Mussa Kussa Schritt gilt als bemerkenswertes Indiz, dass immer mehr Menschen im Umfeld Gaddafis die Zeichen an der Wand sehen , mit dem Abgang des Diktators rechnen und für ihre eigene persönliche Zukunft Vorsorge treffen wollen . Der bisherige Außenminister hat im Westen einen denkbar schlechten Ruf. Bis vor zwei Jahren war er auch Chef des libyschen Auslandsgeheimdienstes und also solcher verantwortlich für die Unterstützung terroristischer Gruppen in aller Welt.

Auch die Verfolgung und Ermordung von Regimekritikern soll auf sein Konto gehen.
So gesehen überrascht es nicht, dass er nach seiner Ankunft in Großbritannien bislang nur mit Behördenvertretern gesprochen hat, aber nicht mit Mitgliedern der Regierung. Mussa Kussa ist sicher kein Überläufer, den Premierminister David Cameron und Außenminister William Haig persönlich begrüßen wollen.

US-Geheimdienst in Libyen

In den USA wurde jetzt bekannt, dass Präsident Obama schon vor Tagen grünes Licht für verdeckte Geheimdiensteinsätze in Libyen gegeben haben soll, das meldet die Nachrichtenagentur Reuters mit Berufung auf Informationen aus dem Weißen Haus. In den Vereinigten Staaten wird derzeit heftig diskutiert, ob die Rebellen im Kampf gegen Muammar Gaddafi mit Waffen unterstützt werden sollen.