Rebellen weiter auf dem Vormarsch

Kampf um Libyen

Die Rebellen in Libyen sollen nun auch Sirte eingenommen haben, die Heimatstadt von Staatschef Muammar Gaddafi. Eine Bestätigung von unabhängiger Seite gibt es derzeit nicht, aber dass die Aufständischen - mit indirekter Hilfe der ausländischen Streitkräfte - militärisch im Vorteil sind, ist unbestreitbar.

Mittagsjournal, 28.03.2011

Haben die Rebellen Sirte eingenommen?

Jetzt, so glauben die Aufständischen, kann nichts und niemand mehr ihren Siegeszug aufhalten. Adschdabija, Brega, Ras Lanuf, Bin Jawad: Diese wichtigen Städte und Ölhäfen sind von den Gaddafi-Gegnern erobert worden - in nur 48 Stunden; und nun auch Sirte, wenn es denn auch stimmt. Die Meldung kommt von al-Jazeera, dem englisch-sprachigen arabischen Fernsehsender. Er will die Information von einem Sprecher des Nationalen Übergangsrats in Bengasi erhalten haben. Demnach sollen die Aufständischen in der vergangenen Nacht in die Heimatstadt Gaddafis eingerückt sein, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Die Regierungstruppen seien einfach abgezogen, heißt es - und das ist schier unglaublich.

Oder wird Sirte weiter von Gaddafi kontrolliert?

Tatsächlich dürfte Sirte nach wie vor unter der Kontrolle des Regimes stehen. Was vorher als großer symbolischer Sieg gefeiert wird, erweist sich nun als Irrtum. Reporter der Nachrichtenagentur Reuters und der britischen Times berichten direkt aus der Küstenstadt, es gebe keinerlei Anzeichen für Kämpfe, alles sei normal. Allerdings sollen Flugzeuge, wahrscheinlich Maschinen der internationalen Allianz immer wieder die Stadt überfliegen. Und nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP sollen die Gaddafi-Truppen den Vormarsch der Rebellen kurz vor Sirte gestoppt haben.

Rebellen wollen nach Tripolis

Wie auch immer. Seit die nun von der NATO geführten internationalen Militäraktionen im Gang sind, fühlen sich die Rebellen gerade zu beflügelt. Sie sehen sich bereits auf dem Weg nach Tripolis. "Wir ziehen weiter, viele von uns haben keine Familie mehr, keine Freunde, sie haben nichts mehr zu verlieren, es soll schnell gehen."

Mussa: "NATO auf der Seite der Aufständischen"

Mittlerweile beschuldigt das Gaddadi-Regime den Westen, die Rebellen zu unterstützen. "Es ist ganz klar, die NATO steht auf einer Seite in dem Konflikt, das ist illegal und unmoralisch", erklärt Ibrahim Mussa, der Sprecher Gaddafis. NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen weist den Vorwurf zurück: "Wir sollen die Bürger vor allen Angriffen schützen, beide Seiten, damit erfüllen wir die UNO-Resolution. Wie es mit Libyen weitergeht, das muss die Bevölkerung entscheiden. Wir respektieren die territoriale Integrität und die Souveränität Libyens", so der NATO-Generalsekretär in einem Interview mit al-Jazeera.

Erdogan will vermitteln

Mahnende Stimmen kommen mittlerweile wieder aus der Türkei. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan befürchtet, ein langwieriger Konflikt könnte das Land in einen "zweiten Irak" oder "ein zweites Afghanistan" verwandeln. Aber, so erklärt Erdogan, er sei bereit, eine Waffenruhe in Libyen zu vermitteln - und das sobald wie möglich. Eine Reaktion seiner NATO-Verbündeten ist noch ausständig.