Bruderzwist und Zickenkrieg

The Fighter

Wie kaum eine andere Sportart hat das Boxen ein Naheverhältnis zum Kino entwickelt, etwa mit Filmen wie "Rocky", "Raging Bull" und "Million Dollar Baby". Meist stehen hinter dem sportlichen Geschehen zutiefst menschliche Dramen - so auch im zweifach Oscar-prämierten Film "The Fighter", der diese Woche in die heimischen Kinos kommt.

Kultur aktuell, 05.04.2011

Melissa Leo und Christian Bale wurden dafür heuer jeweils mit einem Oscar als beste Nebendarsteller ausgezeichnet.

Charakterliches K.o.

Juli 1978, Dicky Eklund boxt in Boston in der Klasse Weltergewicht gegen den legendären Sugar Ray Leonard, bezieht ordentlich Prügel und trotzdem hat er ein Lächeln auf den Lippen, wie der Fernsehkommentartor damals meinte. Das Grinsen ist Dicky (Christian Bale) bald vergangen, denn einer leider nur mäßig erfolgreiche Karriere als Boxer folgte ein viel größeres, charakterliches K.o.: Drogensucht und Gefängnisaufenthalt, Realitätsflucht, Eitelkeit und Selbstüberschätzung.

Ganz im Gegensatz dazu der fast schüchterne Bruder Micky Ward (Mark Wahlberg), der ebenfalls eine Boxkarriere verfolgte. Doch Dicky und die Familie, vor allem die dominante Mutter (Melissa Leo) werden mit ihrem ungepflegten Müßiggang zum Klotz am Bein, bis Micky die Barkellnerin Charlene (Amy Adams) kennenlernt, die sich von Anfang an als Stimme der Vernunft in der verwahrlosten Sippe unbeliebt macht.

Familiendrama

"The Fighter" spielt im weißen Unterschichtmilieu von Boston, in dem der Sport eine der wenigen Möglichkeiten ist, Geld zu verdienen und einen gesellschaftlichen Aufstieg zu erreichen.

Doch um im Ring erfolgreich zu sein, muss Micky vorerst ganz andere Kämpfe gewinnen. Bruderzwist und Zickenkrieg definieren die Konfliktfelder. Vor allem wäre das ein Familiendrama, meint Hauptdarsteller und Produzent Mark Wahlberg, "das Boxen ist eigentlich nur der Hintergrund".

Ein Punktesieg

Aus der Reibung der unterschiedlichen Bruder-Persönlichkeiten entsteht in "The Fighter" fast zwangsläufig die dramaturgische Leitlinie. Ihr entlang arbeitet Regisseur David O. Russell Eifersuchtsdramen, Loyalitätskonflikte, Selbstfindungsprozesse und Verlogenheiten aller Art ab. Schnörkellos und geradlinig. Kein grandioser Film, aber immerhin ein Punktesieg.

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