Mehr Frauen in Aufsichtsräten

Frauenquote: Brüssel macht Druck

Die EU-Kommission will mehr Frauen in Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen. Weil die freiwillige Selbstverpflichtung nicht funktioniert, macht Brüssel jetzt Druck. EU-Kommissar Michel Barnier veröffentlicht ein ganzes Bündel an möglichen gesetzlichen Eingriffen in die Unternehmensführung.

Morgenjournal, 05.04.2011

Österreich unter Schlusslichtern

Nicht nur in Chefsesseln, auch in den Aufsichtsräten sind Frauen selten zu finden. Im Schnitt sind zwölf Prozent der Aufsichtsratsposten in börsennotierten Konzernen von einer Frau besetzt. Österreich zählt mit Polen und Belgien überhaupt zu den Schlusslichtern mit einem Frauenanteil von acht Prozent. Noch schlechter stehen nur Italien und Portugal mit drei bzw. vier Prozent da. Die Musterschüler sind in Nordeuropa mit bis zu 33 Prozent Frauen in Aufsichtsräten.

"Mehr Erfolg mit Frauen"

Unterstützung kommt von EU-Justizkommissarin Viviane Reding. Sie will den Frauenanteil in Aufsichtsräten binnen vier Jahren mehr als verdoppeln. Die Unternehmen sollen freiwillig mehr Frauen bestellen. Sollte sich "in einem Jahr" nichts verändert haben, will auch Reding eine verpflichtende Frauenquote. Für die Kommission hat der Anteil von Frauen in Spitzenpositionen "unbestreitbar positive Auswirkungen" auf den Unternehmenserfolg und damit auf das Wirtschaftswachstum. Frauen würden öfter als Männer an den Aufsichtsratssitzungen teilnehmen und einen "positiven Effekt auf die kollektive Intelligenz eines Konzerns" ausüben.

Weniger Aufsichtsmandate

Eine europaweit gesetzlich verordnete Frauenquote soll nicht der einzige Eingriff Brüssels in die Unternehmensführung bleiben. Barnier will den Wildwuchs an Unternehmensvorschriften vereinheitlichen und etwa die Zahl der Aufsichtsratsmandate auf drei pro Person begrenzen. Das wäre deutlich strenger als bisher. In Österreich und Deutschland darf ein und dieselbe Person in zehn Aufsichtsräten sitzen, in Frankreich nur in fünf.