Oud mit Orchester

Rabih Abou-Khalil in St. Pölten

Unter dem Motto "Orient und Okzident" steht am Mittwoch, 6. April 2011, ein interessantes Konzert im Festspielhaus St. Pölten auf dem Programm. Das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester tritt gemeinsam mit dem aus dem Libanon stammenden Komponisten Rabih Abou-Khalil auf, der zu den wichtigsten Weltmusikern überhaupt gehört und schon zehn Mal den deutschen Jazz-Preis erhalten hat.

Kulturjournal, 06.04.2011

Europäische mit arabischer Musik verbunden

Rabih Abou-Khalil floh 1978 21-jährig aus Beirut vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland. Er bewegt sich zwischen klassischer arabischer Musik, Jazz und klassischer europäischer Musik, und er saugt Einflüsse aus den verschiedensten Regionen auf. "Ich habe auch klassische Musik studiert", sagt Khalil. Diese ganzen Rhythmen gäbe es in der arabischen Musik nicht, die seien seine eigene Erfindung.

War Rabih Abou-Khalil über die Aufstände und Proteste im arabischen Raum überrascht? Nur der Rest der Welt wäre überrascht gewesen und versuche nun, die Situation auszunutzen, so Khalil.

Demokratie "funktioniert nicht überall"

Wie hat Rabih Abou-Khalil, der mit vielen arabischen Musikern eng befreundet ist, die Entwicklungen der letzten Monate in diesem Kulturraum erlebt? Er schaue mit Sorge und auch Hoffnung in diese Richtung, so Khalil.

"Meine Sorge ist, in welche Richtung geht es? Die Frage ist, ob da vielleicht eine eigene Richtung entwickelt oder gefunden wird, die für diese Länder funktionieren würde, oder ob das dann doch wieder eine von interessierten Mächten ausgenutzte Quasi-Demokratie ist - immerhin sind ja die Bodenschätze dort von allerhöchstem Wert."

Khalils Fazit ist eher skeptisch: "Man darf auch nicht außer Acht lassen, wenn man von Demokratie spricht, dass es nicht überall funktioniert. Natürlich ist es das Ideal, das man überall sucht, nur muss man auch realistisch damit umgehen können. (...) Nicht alles, was im Westen funktioniert, funktioniert auch in anderen Ländern." Es funktioniere nicht, wenn die Bürger keine Loyalität gegenüber dem Staat hätten, sondern gegenüber der Familie, dem Clan etc. "Man sieht's auch am Irak; das funktioniert nicht."

Warnung vor Chaos

Wie sieht Khalil die Situation in Libyen? "Man muss überlegen, was kommt nachher", meint er. "Ich habe eher die Befürchtung, dass dieses Land in einem wahren Chaos versinkt, wenn man keinen Plan hat und nicht wirklich weiß, was kommt da auf der einen Seite, was macht man auf der anderen Seite, wie soll das weitergehen? (...) Libyen ist ganz anders als der Libanon, Ägypten ist nicht Tunesien. Man kann das nicht alles über einen Kamm scheren."

Aber Khalil sieht sich natürlich nicht als politischer Kommentator, sondern als Vollblutmusiker und da ist er, wie die Jugend in den arabischen Ländern, nicht zu bremsen: "Ich hab leider mehr Ideen, als ich veröffentlichen kann."