Goethe-Adaption in Linz

"Werther" für junges Publikum

Ein Bestseller aus dem Jahr 1774 feiert morgen Abend in Linz Premiere. Johann Wolfgang von Goethes "Die Leiden des jungen Werther". Das Stück wird nun am Theater Eisenhand des Landestheaters Linz unter dem schlichten Titel "Werther" für ein junges Publikum neu inszeniert.

Der berühmte Briefroman über einen jugendlichen Schwärmer, der aufgrund von unerwiderter Liebe den Freitod wählt, war in der Zeit des Sturm und Drang Kult.

Kultur aktuell, 07.04.2011

Werther-Fieber

Die gefühlsschwangere Geschichte des unglücklich verliebten Selbstmordkandidaten Werther löste bei den Jugendlichen des 18. Jahrhunderts ein wahres Werther-Fieber aus. Es gab Werther-Tassen, Kaffeekannen und Keksschalen, ein Eau de Werther und die so genannte Werther-Mode, bestehend aus blauem Frack, braunen Stulpenstiefeln und rundem Filzhut.

"Es gab ja nicht nur eine Werther-Mode, es haben sich auch ganz viele junge Männer umgebracht, weil sie das als Vorbild genommen haben. Aber - jetzt war ja erst der Jahrestag von Kurt Cobain - das passiert auch heute, dass Leute einem Idol folgen. Und mit diesem Werk hat er einfach einen Trend gesetzt. Und das ist schon gleichzeitig eine moderne Übersetzung dafür. Man muss da gar nicht so viel ändern", sagt der deutsche Regisseur Karsten Dahlem.

Nur sanft modernisiert

Der mehr als 200 Jahre alte Roman des "Trendsetters" Goethe wird am Linzer Theater Eisenhand deshalb nur sanft modernisiert. Originalsprache trifft auf populäres Liedgut der Gegenwart.

"Man schafft es heutzutage auch für ein junges Publikum beziehungsweise Leute die 2011 leben, gefühlsduselige Sprache ganz heutig zu sprechen. Da muss man gar nicht viel mit modernen Begriffen kommen, sondern man kann schon die Originalsprache benutzen", betont der Regisseur.

Symbol des Aufbegehrens

Im ausklingenden 18. Jahrhundert hat Goethes Porträt eines jungen Mannes, der aufgrund seiner Erfahrung von unerfüllter Liebe in depressive Stimmungen verfällt und sich das Leben nimmt, den Nerv der Zeit getroffen. Sein "Werther" wurde zum Symbol des Aufbegehrens einer jungen Generation, die anstelle von Vernunft und Moral ihr Recht auf Gefühl einforderte. Das dürfte sich bis heute kaum geändert haben.

"Früher ist der Werther mit der Postkutsche nach Lottenhausen gefahren und hat die Lotte kennen gelernt und heute setzt man sich in den Zug oder in den Billigflieger" meint Dahlem. "Früher haben sie sich Briefe geschrieben, heute schreiben sie sich E-Mails - ich finde die Werther-Geschichte ist aktueller als so manche andere altbackene Geschichte, die manche Goethes und Schillers geschrieben haben. Ich finde dieses Stück einfach hochaktuell."

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Johann Wolfgang von Goethe, "Werther", Premiere: Freitag, 8. April 2011, 20:00 Uhr, u\hof:, Eisenhand

Landestheater Linz
u\hof: - Theater für junges Publikum