Soll strahlendes Wasser entsorgen
Russland hilft mit Spezialschiff
Zehntausende Liter radioaktiv verstrahlten Wassers sind in den letzten Tagen aus dem AKW Fukushima in den Pazifik geflossen und große Mengen radioaktiven Wassers befinden sich weiter auf dem Gelände des Kraftwerks. Japan hat deshalb Russland um Hilfe gebeten. Ein entsprechendes Spezialschiff soll heute in Richtung Japan in See stechen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 08.04.2011
Erfahrung mit Atomunfällen
Kein anderes Land der Welt hat so viel Erfahrung im Umgang mit radioaktiven Material wie Russland. Seit den 1950ern gab es immer wieder Unfälle mit dem traurigen Höhepunkt 1986 beim Atomkraftwerk Tschernobyl, erklärt Sergei Bojarkin, einer der Direktoren des russischen staatlichen Atomenergieunternehmens Rosatom.
Entsorgungsschiff unterwegs
Rosatom gehört auch das Schiff Landysch mit einer Wiederaufbereitungsanlage für radioaktiv verstrahlte Flüssigkeiten, das heute in Richtung Japan aufgebrochen ist. "Wir führen damit eine Konzentrierung des radioaktiven Materials durch: Von einer großen Menge schwach verstrahlten Materials zu einer sehr kleinen Menge stark radioaktiven Materials, das dann teilweise zu neuen Brennstäben für Atomkraftwerke verarbeitet und teilweise endgelagert werden kann." Die Landysch wurde bisher verwendet, um stillgelegte Atom-U-Boote der früheren sowjetischen Pazifikflotte abzuwracken - finanziert wurde das Schiff Mitte der 1990er übrigens von Japan.
"Öl-Katastrophe war schlimmer"
Die Situation in Fukushima werde von den Experten von Rosatom genau beobachtet, erklärt Bojarkin. Rosatom ist einer der drei weltweit größten Errichter von Atomkraftwerken. Dementsprechend ist auch die Einschätzung der Ereignisse in Japan: "Ich denke dass die Situation in Fukushima inzwischen unter Kontrolle ist. Das Unglück wird sehr emotional wahrgenommen. Wenn wir uns zum Beispiel den Unfall auf der Erdölplattform im Golf von Mexiko anschauen, merken wir dass die Zerstörung der Umwelt dort größer war als bei jedem bisherigen Atomunfall!"
Aus Tschernobyl gelernt?
Dass in Westeuropa Atomkraftwerke wegen des Unfalles in Fukushima abgeschaltet wurden, kann Sergej Bojarkin nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: Der Unfall habe doch gezeigt, dass das Kraftwerk in Fukushima eine sehr hohe Belastung eigentlich sehr gut ausgehalten habe. Und für die russische Atomindustrie bringe der Unfall einige Vorteile: Nach Tschernobyl habe Russland die weltweit strengsten Sicherheitsvorschriften für Atomkraftwerke eingeführt, die neuen Kraftwerke von Rosatom seien die einzigen, die insgesamt zehn voneinander unabhängige Sicherheitssysteme hätten. "Nach Fukushima werden die Sicherheitsstandards überall angehoben. Und wir sind der einzige Kraftwerksproduzent, der diese Anforderungen jetzt schon erfüllt."
Weltweit neue AKW
Rosatom baut zur Zeit in China, Indien, Vietnam und dem Iran neue Atomkraftwerke. Auch in Russland sollen in den nächsten Jahren 24 neue Reaktorblöcke fertiggestellt werden. Ein Ende der Atomkraft, so Sergei Bojarkin von Rosatom, sei noch lange nicht abzusehen.