Als Parteichef, Minister und Vizekanzler
Josef Pröll tritt zurück
Vier Wochen nach seiner schweren Erkrankung hat Josef Pröll (42) den Rückzug aus all seinen politischen Funktionen bekanntgegeben. Pröll tritt als Vizekanzler, Finanzminister und Parteichef zurück. Das verkündete Pröll am Mittwochvormittag der Öffentlichkeit.
8. April 2017, 21:58
"Entschieden, aus der Politik zu gehen"
Josef Pröll erläutert sein Motiv für den Rückzug aus allen politischen Ämtern
Vollständiger Rückzug
Er habe sich mit den Ärzten gründlich beraten, und dabei sei klar geworden, dass sich Spitzenpolitik mit seiner gesundheitlichen Situation nicht verträgt, teilte Pröll bei einem eigens einberufenen Pressetermin im Finanzministerium in Wien mit. Er habe sich nicht gegen die Politik, sondern für seine Gesundheit entschieden. Er ziehe sich vollständig aus der Politik zurück, wolle aber für einen zügigen Übergang sorgen, damit die Regierung arbeitsfähig bleibt.
Kritik an eigener Partei
Josef Pröll erklärte, er bräuchte zur Bewältigung der Herausforderungen der Politik noch mehr Kraft als vor drei Jahren. Zwei große Fragen beschäftigten die Politik: die "Fragen nach Anstand und Stillstand".
Pröll hob hervor, dass es "einen Mangel an Anstand einzelner Politiker" - auch in der ÖVP - gebe, das habe das Vertrauen in die Politik massiv geschädigt. Ihr Verhalten sei zutiefst beschämend. Keine Partei, erst recht nicht die ÖVP, könne das tolerieren.
Weiters beklagte Pröll einen "Stillstand" in wesentlichen Zukunftsfragen, der das Vertrauen in die Politik "massiv" infrage stelle. Trotz zahlreicher Herausforderungen verharrten wesentliche Teile der Politik in Opportunismus und Populismus. Um diese Aufgaben zu bewältigen würde er noch mehr Kraft benötigen als in den letzten Jahren, und nicht weniger. Er müsse zur Kenntnis nehmen, dass er den Anspruch, den er für sich definiert habe, nicht mehr ausreichend erfüllen könne, so Pröll.
Ernste Gesundheitsprobleme
Pröll war Anfang März mit einer Lungenembolie in die Innsbrucker Universitäts-Klinik eingeliefert worden. Er hatte beim Skifahren im Zillertal über Atemprobleme geklagt und wurde mit einem Notarzthubschrauber ins Spital geflogen. Die Diagnose: eine Beinvenenthrombose, die in der Folge ein Lungengefäß verlegt hat. Bereits im Dezember 2009 hatte Pröll eine Thrombose erlitten als er mit seiner Frau nach Mauritius geflogen war. Nach der akuten Behandlung in Innsbruck verordneten die Ärzte einen zweiwöchigen Rehabilitationsaufenthalt. Wo er diesen absolvierte, wurde nicht mitgeteilt. Prölls Sprecher begründete dies damit, dass sich der Finanzminister erholen sollte.
Starker Abschied
Josef Prölls Rücktrittsrede
Service
Abendjournal, 13.04.2011
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