Buch über digitales Zeitalter

Pulitzer-Preis an Autorin Jennifer Egan

Die New Yorker Autorin Jennifer Egan bekommt den diesjährigen Pulitzer-Preis für ihren Roman "A Visit from the Goon Squad". Das Buch sei eine "originelle Untersuchung des Erwachsen- und Altwerdens im digitalen Zeitalter", hieß es am Montag in New York von der Jury des Preises.

Das Buch, das noch nicht auf Deutsch erschienen ist, zeige "eine warmherzige Neugier an einem Kulturwechsel mit Warpgeschwindigkeit".

Kultur aktuell, 19.04.2011

"The Keep" soll verfilmt werden

Egan, in Chicago geboren und in San Francisco aufgewachsen, wird im nächsten Jahr 50. Mehrere ihrer Bücher wurden verlegt, aber in die vorderen Regale der Buchläden schaffte es erst ihr viertes Buch "The Keep" von 2006, das von der Kritik gefeiert wurde und auch verfilmt werden soll.

Ihr fünftes Werk, "A Visit From the Goon Squad", bekam vor dem Pulitzer-Preis schon den der US-Literaturkritiker. Es dreht sich um den Punkrocker Bennie Salazar, seine Freunde und die Musikszene. Es spielt nicht nur in den letzten fünf Jahrzehnten, sondern sogar in der nahen Zukunft. Dabei springt es in den Zeiten hin und her. Die Handlung ist zum größten Teil in New York angesiedelt. Im Stadtteil Brooklyn lebt auch Egan mit ihrem Mann und ihren Söhnen.

Bestes Sachbuch

Das beste Sachbuch war nach Ansicht der Jury "The Emperor of All Maladies: A Biography of Cancer" (etwa: "Der Kaiser aller Krankheiten: Eine Biografie des Krebses") von Siddhartha Mukherjee. Der in Indien geborene Arzt habe mit dem Buch eine gelungene Untersuchung über eine heimtückische Krankheit vorgelegt, die trotz aller Durchbrüche und Fortschritte noch immer die Medizin beherrscht.

Fast auf den Tag genau 150 Jahre nach Ausbruch des US-Bürgerkriegs bekam Eric Foner einen Pulitzer-Preis für sein Geschichtswerk "The Fiery Trial: Abraham Lincoln and American Slavery". Der 16. Präsident der USA war nicht der erklärte Sklavereigegner, als der er heute gern dargestellt wird. Ein anderer Präsident, der erste, verhalf Ron Chernow zu seinem Preis. "Washington: A Life" gewann in der Kategorie Biographie.

Preis für Oper und Drama

Auch andere Kunstformen berücksichtigt der seit 1917 vergebene Preis. So wurde Kay Ryan für "The Best of It: New and Selected Poems" im Bereich Poesie ausgezeichnet. Der 1953 in Peking geborene Zhou Long wurde für seine Oper "Madame White Snake" geehrt. Der Preis für das beste Drama ging an Bruce Norris für "Clybourne Park". Das Stück spielt sowohl im Jahr 1959 als auch 2009 in dem Chicagoer Viertel und beleuchtet weißen und schwarzen Rassismus damals und heute.

"Los Angeles Times" ausgezeichnet

Die "Los Angeles Times" wird ebenfalls mit dem prestigeträchtigen Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Die Redakteure erhielten den wohl bekanntesten Journalistenpreis der Welt in der Königskategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" für die Aufdeckung eines Korruptionsskandals im Städtchen Bell in Kalifornien.

Dort hatten sich die Stadtoffiziellen an den Steuergeldern bedient und sich gegenseitig enorme Gehälter ausgezahlt. Die Berichte der Zeitung gipfelten in Festnahmen und politischen Reformen.

Kategorie investigativer Journalismus

Der ebenfalls hoch angesehene Preis in der Kategorie investigativer Journalismus ging an eine Journalistin der "Sarasota-Herald Tribune". Sie hatte zweifelhafte Praktiken von Hausversicherern in Florida aufgedeckt.

Die Pulitzer-Preise sind die höchsten Medienpreise in den USA und zählen zu den wichtigsten Auszeichnungen für Journalisten, Schriftsteller und Komponisten. Sie werden in 21 Kategorien vergeben und sind mit jeweils 10.000 Dollar (rund 7.000 Euro) dotiert. Die Auszeichnung wurde vom Journalisten und Verleger Joseph Pulitzer (1847 bis 1911) gestiftet und wird von der New Yorker Columbia-Universität verliehen.

Weitere Journalistenpreise

Von den 14 Journalistenpreisen ging noch der für Fotoreportagen, in diesem Fall über die Opfer von Bandenkriegen, an die "Los Angeles Times". Die erfolgsverwöhnte "New York Times" bekam ebenfalls zwei Preise. Einen erhielten zwei Moskau-Korrespondenten für ihre Reportage über das Justizsystem in Russland. Seine Kommentare über die Haushaltskrise in den USA brachten einem "New York Times"-Mitarbeiter den zweiten Preis für die Zeitung ein. Die New Yorker Recherchevereinigung "ProPublica" wurde für ihre Nachforschungen zu den Ursachen der Finanzkrise geehrt.

Traditionell gingen viele Preise an die Ostküsten-Zeitungen, etwa an den "Boston Globe" für seine Kunstkritiken, das "Wall Street Journal" für seine Leitartikel zur US-Gesundheitsreform oder an die "Washington Post", diesmal nur einmal geehrt, für ihre Bildserien vom Erdbeben in Haiti. Aber auch Zeitungen aus anderen US-Staaten waren dabei, etwa der "Milwaukee Journal Sentinel" mit einer Medizinreportage oder die Karikaturen der "Denver Post".

Text: APA, Red., Audio: ORF

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