Regime versucht Proteste zu ersticken
Syrien: Schüsse auf Demonstranten
In der mittelsyrischen Stadt Homs haben in der Nacht Sicherheitskräfte mit scharfer Munition auf Regimekritiker geschossen, die sich auf dem zentralen Platz zu einem Sitzstreik versammelt hatten. Informationen über Opfer sind widersprüchlich. Das syrische Regime verbietet unabhängige Berichterstattung.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 19.04.2011
Video im Internet
Es waren angeblich mehrere tausend, die sich am Abend in Homs, in Syriens drittgrößter Stadt, auf dem zentralen Platz versammelt hatten, um Präsident Bashar el Assad zum Rücktritt aufzurufen. Gegen zwei Uhr nachts kam der Aufruf über ein Megaphon, den Platz unverzüglich zu räumen. Auf Youtube findet man dieses Video, es zeigt die nächtlichen Szenen in Homs. Verifizieren lassen sich derlei anonyme Videos nicht.
Immer wieder Schüsse
Der gefilmte Platz ist inzwischen leergeräumt, von Straßenlampen schwach beleuchtet, verbliebene Demonstranten suchen Schutz in Hauseingängen, beginnen mit neuen Sprechchören, wieder Salven aus Gewehren. Wer womit schießt, ist nicht ersichtlich. Nur Angst und Wut sind spürbar.
Angriff auf Trauerzug
In Homs hatte sich der Zorn auf das Regime über das Wochenende aufgestaut. Am Freitag hatte es Demonstrationen und Tote gegeben. Zehntausende waren am Sonntag dem Trauermarsch für die Getöteten gefolgt, und erneut sind bewaffnete Schergen aufgetaucht und es soll wieder Tote gegeben haben - mindestens 15, berichten Menschenrechtsaktivisten.
"Islamisten, Kriminelle, Verschwörer"
Im staatlichen Fernsehen hat Syriens Innenminister am Abend erklärt, in der Stadt Homs terrorisierten radikale Islamisten die Bevölkerung. Seit Beginn der Proteste in Syrien vor bald fünf Wochen ist dies ein Teil der Strategie des Regimes: Für den Aufruhr werden abwechselnd Kriminelle, Islamisten oder Handlanger einer ausländischen Verschwörung verantwortlich gemacht.
Service
Schüsse in Homs (Youtube-Video)