Innsbrucker Uni-Rektor im ÖVP-Team
Wissenschaftsministerium: Von Karl zu Töchterle
Auf Beatrix Karl folgt der Rektor der Universität Innsbruck als neuer Wissenschaftsminister. Karlheinz Töchterle hat bisher politische Erfahrung nur auf Gemeindeebene in Tirol gesammelt. Die Bilanz der kurzen Amtszeit von Beatrix Karl kann nicht nur mit Blick auf ihr eigenes Ressort gezogen werden: sie war auch kurzzeitig mit Schulfragen betraut.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.04.2011
Karls steile Karriere
Es war und ist eine steile Karriere: Die gebürtige Steirerin Beatrix Karl wurde bereits in jungen Jahren Professorin für Arbeits-, Sozial- und Europarecht an der Universität Graz. Als sie nach ihrem Einzug in den Nationalrat für die ÖVP 2006 und der zwischenzeitlichen Übernahme des ÖAAB-Generalsekretariats 2010 Johannes Hahn als Wissenschaftsministerin nachfolgte, übernehm sie von ihm nicht nur einen schon halb gescheiterten mühsamen Hochschuldialog, sondern auch protestierende und streikende Studierende. Ihre Grundhaltung: Verständnis für die Situation an den Universitäten, da sie selbst von dort komme.
Für Studiengebühren
Andererseits ging unter Karl der Sparkurs an den Universitäten weiter. Eingefrorene Budgets und gestrichene Förderungen für den Fachhochschulausbau oder die freie Forschungseinrichtungen waren die Folge. Gegen Finanzminister Prölls Kurs setzte sich Karl nicht durch, auch wenn sie wie hier im Mai 2010 sagte, dass die Universitäten zusätzliche Mittel brauchen, nicht nur öffentliches Geld, sondern auch privates und Studiengebühren.
Zu forsch in Schulfragen
Wirklich aufhorchen ließ Beatrix Karl aber mit der Antwort auf die Frage, ob sie sich als Bildungsverhandlerin der ÖVP eine gemeinsame Schule der 10 bis 14-Jährigen vorstellen könnte: die Diskussion könnte in Richtung Gymnasium für alle gehen, eine Entscheidung über den weiteren Bildungsweg also erst mit 14 Jahren.
Die Folge: Karl wurde als Verhandlerin abgezogen und durch VP-Bildungssprecher Werner Amon ersetzt - ein Tiefschlag für Karl.
Töchterle: Kämpferischer Rektor
Eine kämpferische Natur ist ihr Nachfolger im Amt Karheinz Töchterle. Der studierte Germanist und Altphilologe war jahrelang Gemeinderat in Telfes im Stubaital und sollte 1994 für die Grünen in den Tiroler Landtag einziehen, verzichtete aber auf sein Mandat. Seit 2007 ist er Rektor und nimmt immer wieder die Politik in die Pflicht. 2009 wollte er von Deutschland Ausgleichszahlungen für die vielen deutschen Studierenden an der Uni Innsbruck.
Bleibt abzuwarten, ob Karlheinz Töchterle auch als Wissenschaftsminister so kämpferisch argumentieren und handeln wird.