Vom MQ ins Außenministerium

Wolfgang Waldner wechselt in die Politik

Noch vor wenigen Tagen hat der Leiter des Wiener Museumsquartiers Wolfgang Waldner einen Wechsel in die Politik kategorisch ausgeschlossen, nun wechselt er als Staatssekretär in das Außenministerium. Ebendort hat Waldner Anfang der 1980er Jahre auch seine berufliche Laufbahn begonnen.

Von 1983 bis 1987 war er Kulturattaché an der österreichischen Botschaft in Washington, anschließend persönlicher Sekretär des damaligen Außenministers Alois Mock. Von 1988 bis 1999 leitete Waldner das österreichische Kulturinstitut in New York. In dieser Zeit kehrte der gebürtige Kärntner zweimal beruflich nach Österreich zurück, und auf die politische Bühne: für den Präsidentschaftswahlkampf von Thomas Klestil 1992 und bei Klestils neuerlicher Kandidatur 1998 war Waldner dann sein Wahlkampfleiter. Ein Jahr später folgte schließlich die Ernennung zum Geschäftsführer der MuseumsQuartier Errichtungs- und Betriebsgesellschaft mbH. Das Museumsquartier befand sich damals noch im Bau, und viele Fragen über die Zukunft des Areals waren offen.

Kulturjournal, 19.04.2011

Es war vor allem seine langjährige internationale Erfahrung im Kulturmanagment, die den damaligen Leiter des österreichischen Kulturinstituts in New York für den Posten des Geschäftsführers des MuseumsQuartiers empfahl. Mitte der 1990er begann man in Manhattan mit der spektakulären Neugestaltung des österreichischen Kulturinstituts. Das alte Gebäude wurde abgerissen, um einem von Raimund Abraham geplanten Neubau Platz zu machen.

Bei der Neueröffnung des Gebäudes 2002 hatte Waldner dann schon ein turbulentes erstes Jahr als Leiter des inzwischen eröffneten MuseumsQuartiers hinter sich, wo er es nach anfänglichen Schwierigkeiten geschafft hatte, sowohl die Interessen von Bund und Stadt Wien, aber auch jene der verschiedenen Kulturinstitutionen unter einen Hut zu bringen. Seine Rolle beschrieb er damals als die eines "Hausmeisters". Heuer feiert das Quartier sein zehnjähriges Jubiläum und gilt als Erfolgsprojekt.

In der Alltagskultur verankert

Das Museumsquartier ist längst auch zur beliebten Flaniermeile geworden, die mit den Enzis und Enzos, dem bunten Stadtmobiliar im Innenhof, vor allem im Sommer viele Besucher auf das Kulturareal lockt. Wie stark das MuseumsQuartier inzwischen in der Alltagskultur verankert ist, zeigten etwa die Reaktionen auf eine geplante Verschärfung der Hausordnung im letzten Jahr. Nachdem unter anderem angekündigt worden war, das Mitbringen von Alkoholika oder das Radfahren im Innenhof zu verbieten, wurden Flashmobs organisiert, auf Facebook formierten sich Protestgruppen mit Tausenden Mitgliedern, und die Geschäftsführung des Museumsquartiers musste zurückrudern.

Die häufig angebrachte Kritik der einzelnen Museen, dass vonseiten des MuseumsQuartiers zu wenig getan werde, um die zahlreichen Besucher auch tatsächlich in die Museen zu locken, wies Waldner stets zurück. Finanziell steht das MuseumsQuartier heute gut da. Bei der Rückzahlung des zu Baubeginn aufgenommenen Kredits liege man voll im Plan, so Waldner.

Nachfolger/in gesucht

Das MuseumsQuartier befindet sich zu 75 Prozent im Eigentum des Bundes, zu 25 Prozent im Besitz der Gemeinde Wien. Wer nun Wolfgang Waldner als Geschäftsführer nachfolgen wird, ist offen. War die Bestellung Waldners noch eine einvernehmliche zwischen Bund und Gemeinde, so liegt laut Büro der Kulturministerin die Bestellung des neuen Geschäftsführers in der Zuständigkeit des Bundes. Eine Stellenausschreibung werde derzeit im Ministerium vorbereitet. Bis auf weiteres werden die Geschäfte von zwei Prokuristinnen der MuseumsQuartier Errichtungs- und Betriebs GsmbH weitergeführt. Sowohl Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, als auch Kulturministerin Claudia Schmied waren für eine Stellungnahme bisher noch nicht erreichbar.

Textfassung: Ruth Halle

Service

MuseumsQuartier