Spätfolgen für die Tierwelt
Nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexico
Die Bilder von Tieren nach der Deepwater Horizon Katastrophe sind noch in lebhafter Erinnerung: Pelikane mit verklebtem Gefieder und gestrandete Delfine. Tausende Fischleichen schwammen auf der Wasseroberfläche. Wie geht es der Tierwelt ein Jahr danach?
8. April 2017, 21:58
Als die Ölplattform explodierte, laichten gerade die Blauflossenthunfische im Mississippi-Delta. Entgegen den Befürchtungen dürfte die Generation 2010 jedoch zumindest teilweise überlebt haben. Doch so genau weiß man das nicht. Präzise Zahlen, wie viele Vögel und Meerestiere Opfer der Ölpest wurden, fehlen bis heute.
Zunehmend beunruhigend sind sich abzeichnende Spätfolgen. In den letzten Wochen starben überdurchschnittlich viele Meeresschildkröten. Rund 90 hat es bisher tot angeschwemmt, und täglich werden es mehr. Seit Jänner beobachtet Moby Solangi vom Institute for Marine Mammal Studies in Gulfport, im US-Staat Mississippi, alarmierende Todesraten bei Delfinen.
"Das waren vor allem Früh- und Totgeburten. Andere dürften ein paar Tage nach der Geburt überlebt haben. Delfine werden in den Monaten März, April, Mai geboren. Doch die toten Delfinbabys schwemmte es im Januar und im Februar an. Um diese Zeit sehen wir normalerweise zwei tote Jungtiere. Dieses Jahr waren es zwischen 40 und 50."
Zusammenhang schwer nachzuweisen
Ein Zusammenhang mit der Ölpest ist wahrscheinlich, jedoch schwierig nachzuweisen. Weibchen sind etwa ein Jahr lang trächtig. Das heißt: Die nun toten Delfinbabies sind das Resultat von Paarungen kurz vor der Explosion der Ölplattform. Das Öl könnte das Immunsystem der Muttertiere geschwächt haben, sodass sie an Infektionen erkrankten, und diese verursachten die Früh- bzw. Totgeburten.
Moby Solangi erklärt, warum die Klärung der Todesursache so wichtig ist: "Delfine sind in der Nahrungskette ganz oben und daher ein guter Indikator dafür, was im Ökosystem vor sich geht. Wenn sie sterben, sind wir als nächstes dran. Denn wir teilen in vielen Bereichen ihren Lebensraum. Wir schwimmen im selben Wasser, wir essen die gleichen Fische."
Gewebeproben der verendeten Delfine und Meeresschildkröten werden nun in staatlichen Labors getestete. Sie gelten als Beweise in einem möglichen Strafverfahren gegen BP.