Die schlimmste Ölpest in der US-Geschichte

Ein Jahr nach "Deepwater Horizon"

Heute vor einem Jahr explodierte im Golf von Mexiko die BP-Ölplattform "Deepwater Horizon". Mehr als 700 Millionen Liter Öl strömten in einer Tiefe von 1.500 Metern aus dem Meeresboden. Ein Jahr später sind die Folgen für die Umwelt noch immer nicht restlos geklärt.

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre im Golf von Mexiko alles wieder in Ordnung: Blütenweiße Strände, das Wasser ist klar. Andrew Juhl, Ozeanograph an der New Yorker Columbia Universität, ist das nicht ganz geheuer: "Ich möchte gerne wissen, wohin all das Öl verschwunden ist. Das ist die wichtigste Frage. Ein paar Dinge wissen wir, aber nicht viel. Hat sich das Öl in Regionen ausgebreitet, von denen wir nichts wissen? Wie viel ist verdunstet? Wie viel wurde von Mikroorganismen abgebaut?"

So viel weiß man zumindest: Dreiviertel des Öls ist entweder an der Oberfläche verdampft oder es wurde abgeschöpft, verbrannt, durch Bindemittel in Tröpfchen aufgelöst oder an der lecken Stelle eingefangen. Doch präzise Daten fehlen.

Ungeklärt ist auch, was mit den übrigen 25 Prozent passiert ist. Forscher entdeckten beispielsweise eine merkwürdige, ölige Schicht auf dem Meeresgrund.

Veron Asper von der Universität von Southern Mississippi erzählt: "Die Substanz ist wahrscheinlich nicht von der Wasseroberfläche hinab gesunken. Sie stammt vermutlich von den Ölschwaden in den tieferen Wasserschichten. Aber da stecken noch andere Bestandteile drinnen. Vielleicht Bakterien; vielleicht ist es Plankton, das daran kleben geblieben ist. Oder vielleicht ist es etwas, das wir gar nicht verstehen."

Die Ungewissheit, was mit dem Öl passiert ist, ist nicht verwunderlich. Die meisten Öllecks waren bisher die Ursache von Tankerunfällen. Dass Öl in einer solchen Tiefe in solchen Mengen über so lange Zeit die gesamte Wassersäule kontaminiert, ist einmalig. Und das heißt: Die Analyse der Katastrophe stellt wissenschaftliches Neuland dar.