Ausstellung in Rom

Renaissance-Künstler Lorenzo Lotto

Eine Einzelausstellung mit Werken des italienischen Malers Lorenzo Lotto (1480-1557) ist im Museum Scuderie del Quirinale in Rom zu sehen. 56 Werke des eigenwilligen und reiselustigen Renaissance-Künstlers werden bis 12. Juni 2011 zu sehen sein. Die Ausstellung analysiert die gesamte künstlerische und menschliche Erfahrung Lottos, der Fresken, Altargemälde und Andachtsbilder schuf.

Kulturjournal, 06.05.2011

Für den Katalog zur Ausstellung über Lorenzo Lotto hat Kurator Giovanni Villa einen Ausschnitt aus dem Tafelbild des heiligen Bernardin gewählt. Ein schreibender, skeptisch schauender Engel mit Flügeln, die von einem Pfauenauge stammen. "Lotto legt sehr viel Ironie in seine Werke und versteckt immer eine Art Rebus in seinen Bildern", meint Bernardin.

Lorenzo Lotto, 1480 in Venedig geboren, Zeitgenosse Raffaels und Tizians, aufgewachsen in einem dominanten Kulturkreis, macht sich bald das Gegebene zu eigen - um daraus etwas ganz Eigenes, Autonomes entstehen zu lassen. "Die Farben Venedigs, diese satten, leuchtenden Farben, die dann in die Geschichte eingehen werden, das sind die Farben Lottos", so Bernardin. "Gleichzeitig ist er der größte Psychologe unter den Malern in der Kunstgeschichte. Er schafft Gemälde, wie wir sie nun aus der zeitgenössischen Kunst kennen."

Wenig Erfolg zu Lebzeiten

Vom Lotto-Blau sprechen die Experten, dem die phantastischen Rottöne um nichts nachstehen. Lorenzo Lotto, über dessen frühe Jahre wenig bekannt ist, ging später nach Rom, wo er keinen Anklang fand, so die Kunsthistorikerin Caterina Cardona, und im Schatten seines Rivalen Tizian blieb. Denn während der Malerfürst Tizian es mehr mit dem Idealtypischen hielt, schaute Lotto auf die konkreten Menschen seiner Umgebung.

"Während Tizian Fürsten, Kaiser und Päpste porträtierte, malte Lotto seine Freunde", sagt Cardona, "Menschen, die man heute als bürgerlich bezeichnen würde: Ärzte, kleine Grundbesitzer, Erbinnen. Im Vergleich also einfache Menschen." Und das gefiel im Reich des Papstes offensichtlich wenig. Dass mit Lotto damit der erste echte Porträtmaler geboren war, konnten seine Zeitgenossen noch nicht würdigen.

Lebensabend als Schildermaler

Trotz des Misserfolgs in der Ewigen Stadt war der ruhelose Einzelgänger ein Vielschaffender. Und 60 Werke sind nun in den Scuderie in Rom ausgestellt. Ein wenig hat die Architektur des Quirinal die Anordnung vorgegeben: In den hohen Räumen sind die elf Tafelbilder angeordnet, im niedrigeren Stockwerk darüber die Gemälde, unter anderem auch ein Porträt, das ein Selbstbildnis des Malers sein könnte: "Es handelt sich um ein ausgesprochen modernes Porträt. Es ähnelt unglaublich einem Manet zum Beispiel und zeigt einen zerbrechlichen, schüchternen Mann. Einen, der sich fast dafür zu entschuldigen scheint, dass er porträtiert wird."

Lotto selbst beendete sein rastloses Leben arm im Kloster von Loreto, wo er 1556 fast blind stirbt. "Und um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, macht er dort ganz einfache Arbeiten. Er malte die Aufschriften in der Küche und die Nummern auf die Betten der Mönche. Es ist wirklich berührend, dass einer der ganz Großen der Kunstgeschichte sein Leben so beendet."

Wirklich entdeckt wurde Lotto erst wieder dank dem Renaissance-Experten Bernard Berenson am Ende des 19. Jahrhunderts. Just zur Zeit, als auch die Psychoanalyse entstanden ist.