Kartenverkauf startet
Brisantes Festwochen-Programm
In 14 Tagen werden die Wiener Festwochen auf dem Rathausplatz eröffnet, schon am Samstag, 30. April 2011 beginnt der Kartenverkauf an den Kassen für die 41 Produktionen aus 23 Ländern. Das Programm 2011 wirkt relevanter, aktueller, und politisch brisanter als in manchen anderen Jahren.
8. April 2017, 21:58
Am Samstag, 30. April 2011, endet die Bewerbungsfrist für den Posten des neuen Festwochen-Leiters, denn Luc Bondy wird diese Funktion im Sommer 2013 niederlegen.
Kulturjournal, 29.04.2011
Christian Fillitz spricht mit Luc Bondy.
Aktuelle Themen
Vieles, was in den letzten Monaten die aktuellen Nachrichten dominiert hat, findet sich im Festwochenprogramm verdichtet zu unterschiedlichen künstlerischen Positionen. Da gibt es Stücke über Demokratisierungsprozesse, über Überlebensstrategien angesichts von Wirtschaftskrisen, Umweltkatastrophen und Sozialabbau, über Menschenhandel, Ölquellen und die politische Lage im Libanon.
Das seien Zukunftsweisende theatrale Projekte, sagt Festwochenchef Luc Bondy: "Das Theater tendiert ja ein bisschen dazu, aus den Mauern zu gehen und sich zu befreien von ganz bestimmten Formen, in denen ich zum Beispiel noch total verhaftet bin. Aber man kann ja gegen sein alter nichts machen, das ist ja so."
Roma-Installation
Christoph Marthaler hat sich für sein Theaterprojekt "+-0" sogar nach Grönland begeben, um dem Klimawandel auf die Spur zu kommen und die Schiene Into the City setzt sich mit der Situation der Roma auseinander - auf dem Platz vor dem Wiener Parlament. "Zufälligerweise unter dem Fenster des Nationalratspräsidenten Graf", so Wolfgang Schlag. "Eine 400 Quadratmeter große Installation, die zehn Tage lang begehbar, bewohnbar, belebbar ist, in der es zum Beispiel einen Tag geben wird, an dem alle Roma-Institutionen Österreichs zusammenkommen, sich austauschen, für Besucher zur Verfügung stehen und zeigen werden, was an Bildungsprojekten, Musikprojekten, Schulprojekten in Österreich für Roma passiert."
Der Japan-Schwerpunkt wurde bei der Programmplanung sichtlich noch unter ganz anderen Vorzeichen gesetzt - denn wenn der Regisseur Toshiki Okada in seiner Performance der Frage nachgeht "Wovon kann man träumen, wenn das Leben so vorherbestimmt erscheint?", dann wirkt das angesichts der aktuellen Situation fast zynisch. Und auch jenes Projekt mit japanischen Obdachlosen, die unter Plastikplanen hausen und in einem Container am Karlsplatz via Filmeinspielung über ihr Leben berichten, ist von der Wirklichkeit, die tausende Menschen obdachlos gemacht hat, überholt worden.
Mittagsjournal, 29.04.2011
Bondy inszeniert Ionesco und Verdi
Bondy inszeniert in diesem Jahr zwei Stücke - Eugene Ionescos "Die Stühle", mit "Rigoletto" beginnt er einen dreijährigen Verdi-Zyklus. "Wenn man 'Rigoletto' ein bisschen von den ganzen folkloristischen Seiten befreit, merkt man, dass es sich um eine ganz bittere, böse Geschichte handelt", so Bondy.
Patrice Chereau zeigt zwei Stücke von Jon Fosse und Frank Castorf widmet sich mit "Der Spieler" wieder einmal der szenischen Umsetzung einer Dostojewski-Erzählung. "Das ist ein dreckiger Stoff", sagt Castorf, "der ist nur Pol, der kennt nur negativ und positiv - immer die Extreme, es gibt nicht die demokratische Mitte des Konsens, des Redens. Es wird die Brust aufgerissen. Es ist: Ich begebe mich in Gefahr, also bin ich."
Ungewöhnlicher "Kirschgarten"
Ungewöhnlich verspricht auch die "Kirschgarten"-Inszenierung vom finnischen Regisseur Kristian Smeds zu werden. Er lädt das Publikum zur großen "Kirschgarten"-Party in ein Flüchtlingsdorf im 11. Bezirk, die allerdings vor dem vierten Akt endet und auf der Bühne der Wiener Schauspielhauses zu Ende gespielt wird.
Textfassung: Rainer Elstner