Unkonventionell und kompromisslos
Das Programm der Wiener Festwochen 2011
Am Mittwoch, 15. Dezember 2010 wurde das Programm der nächsten Wiener Festwochen präsentiert. Das Werbesujet passt zum aktuellen Wetter: Aus klimatisch extremen Regionen kommen auch viele Produktionen der Festwochen 2011, die am 13. Mai 2011 starten.
26. April 2017, 12:46
Mittagsjournal, 15.12.2010
Die Wiener Festwochen bleiben auch 2011 bei ihrer unkonventionellen und ziemlich kompromisslosen Linie. Denn man will und muss sich unterscheiden vom ohnehin großen Theater- und Musiktheaterangebot in Wien. Bei den Festwochen heißt die Strategie: Große Namen - ja auch, aber viele kleinere, experimentelle Produktionen, oft in Fremdsprachen und aus entfernten Weltgegenden.
Ein solches Programm bringt trotz guter Auslastung keine absoluten Traumeinnahmen. Festwochen-Intendant Luc Bondy ist daher froh über den finanziellen Rückhalt durch die Subventionsgeber: "Wir haben diesen Vorteil, dass die Stadt Wien zustande bringt, dass wir ein Budget haben, das es uns ermöglicht, speziell zu sein. Das ist ganz selten, das gibt es immer weniger."
Doppelsinniger Leitsatz
Theater von den Enden der Welt heißt ein doppelsinniger Leitsatz des Schauspielprogramms. Viele Produktionen kommen aus extremen Klimazonen. Aus Mali, aus Kolumbien mit seinem andauernden Drogenkrieg oder aus Grönland: Der Schweizer Christoph Marthaler inszeniert eine Art künstlerischen Reisebericht von der Insel Grönland. Die wird sich mit dem Meeresspiegel heben, wenn das Grönlandeis schmilzt und die Überflutung großer Weltteile nach sich zieht.
Die Festwochen-Schauspieldirektorin Stefanie Carp war mit auf der Grönland-Erkundungsreise: "Das sehr Interessante dort ist, wie spät und wie plötzlich die Moderne in dieses Land hineingecrasht ist. Also man unterhält sich mit einer Kulturministerin über die Möglichkeiten, dort ein Theaterprojekt zu realisieren, und die Kulturministerin will dauernd nur erzählen, was für einen großen Elch sie vorgestern geschossen hat. Also alle Menschen sind gleichzeitig noch Fischer und Jäger."
Chereau und Castorf wieder zu Gast
Patrice Chereau wird zwei Stücke des norwegischen Dichters Jon Fosse in Wien zeigen, Frank Castorf erweitert die Reihe seiner szenischen Dostojewski-Bearbeitungen mit "Der Spieler".
Musiktheater-Chef Stéphane Lissner startet mit 2011, im 200. Geburtsjahr Verdis, einen dreiteiligen Verdi-Zyklus. Der junge Stardirigent Omer Meir Wellber wird kommendes Jahr den "Rigoletto" dirigieren, in Luc Bondys Inszenierung. Ein dreiteiliger Zyklus mit zeitgenössischen Musiktheater beginnt mit Beat Furrers "Wüstenbuch", Inszenierung: Christoph Marthaler.
"Into The City" erschließt Shoppingmall
Die Reihe "Into The City" erschließt heuer unter anderem Wiens größte Shoppingmall, das Donauzentrum, als Spielort. Mit einem Auftragswerk des Komponisten Bernhard Gander für das RSO Wien und Solisten der Workshop-Reihe "Street Academy", erzählt Kurator Wolfgang Schlag.
"Das Symphonieorchester wird auf der Bühne im Donauzentrum in der Nacht gemeinsam mit jungen Rappern und Beatboxern und Breakdancern zu erleben sein. Wir sind ganz gezielt an diesen Ort gegangen, weil es einer der neuen Erlebnisorte von Jugendlichen ist", so Schlag.