Erich Fried wäre 90

Ein großer Lyriker

Erich Fried zählte in den 1970er und 1980er Jahren zu einem der meist beachteten Vertreter der politischen Lyrik im deutschen Sprachraum. Mit seinen Liebesgedichten, deren Auflagen für Lyrik seltene Bestsellerhöhen erreichten, erzielte er nachhaltige Wirkung. Am 6. Mai 2011 jährt sich sein Geburtstag zum 90. Mal.

Schriftsteller mit Verantwortung

Der am 6. Mai 1921 in Wien geborene Erich Fried musste nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten 1938 nach Großbritannien fliehen. Sein Vater war von der Gestapo ermordet worden. 1944 veröffentlichte er im Exilverlag des Österreichischen P.E.N. Club seinen ersten Gedichtband "Deutschland", 1945 folgte im Atrium-Verlag der Band "Österreich". Nach dem Krieg wurde er vor allem durch zahlreiche Gedichtbände, die auch sein politisches Engagement ausdrückte, bekannt - etwa durch seine Vietnam-Gedichte sowie "Warngedichte" (1963), "Anfechtungen" (1967), "Die Freiheit den Mund aufzumachen" (1972), und "Höre, Israel!" (1974).

Zu Frieds Prosaarbeiten gehören die Bände "Kinder und Narren" (1965), "Das Unmaß aller Dinge" (1982) und "Mitunter sogar lachen. Zwischenfälle und Erinnerungen" (1986). Außerdem verfasste er Hörspiele und Essays und übersetzte Werke von Shakespeare, Dylan Thomas und T. S. Eliot. Erich Fried gehörte der "Gruppe 47" an, welche die Verantwortung des Schriftstellers in der Gesellschaft betonte und zu einem Kristallisationspunkt bedeutender zeitgenössischer Literatur wurde.

Politische Stellungnahmen in Gedichtform

Der Durchbruch zu breiter Anerkennung erfolgte in Deutschland mit seinem 1966 erschienenen Gedichtband "und Vietnam und", der eine öffentliche Diskussion über das politische Gedicht auslöste. Seine Stellungnahmen zu Terrorismus und außerparlamentarischer Opposition (APO), verbunden mit rebellischen Attacken gegen das Establishment, machten ihn zu einer der "Kultfiguren" der "Neuen Linken" und geriet damit zwangsläufig auch ins Kreuzfeuer der Kritik. In Österreich fand Fried erst spät Anerkennung - ein wichtiges Datum für seine Rezeption war hier der Erste österreichische Schriftstellerkongress 1981.

Fried erlag am 22. November 1988 im Alter von 67 Jahren in einer Klinik in Baden-Baden einem Krebsleiden. Er war unter anderen mit dem österreichischen Würdigungspreis für Literatur, dem Internationalen Verlegerpreis, dem Georg-Büchner-Preis und dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet worden. 1986 wurde ihm in Anerkennung seines Engagements gegen Unmenschlichkeit die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte verliehen.

Im Gedenken an den Autor wurde 1989 der Erich-Fried-Preis geschaffen, der jährlich von der Internationalen Erich Fried Gesellschaft für Sprache und Literatur vergeben wird. Bisher erhielten die Auszeichnung unter anderem Bodo Hell, Robert Schindel, Paul Nizon, Gert Jonke, Elfriede Gerstl Alois Hotschnig, Peter Waterhouse und im Vorjahr Terezia Mora.

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Literaturhaus Wien - Erich Fried Gesellschaft
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Inga Janzen - Erich Fried