Literaturfestival in Wien
Romane aus Israel
Am Dienstag, 3. Mai 2011 wird der israelische Autor Yishai Sarid in Wien bei dem zweitägigen Romanfestival in der Galerie Charim aus seinem Roman "Limassol" lesen. "Israel jetzt" - unter diesem Titel geben sieben Autorinnen und Autoren einen Einblick in die aktuelle Literaturszene des Landes.
8. April 2017, 21:58
Ein israelischer Geheimdienstler ist der Protagonist in Yishai Sarids Roman "Limassol". Und die Arbeit der Agenten kennt er aus eigener Erfahrung. Er hat in der israelischen Armee als Nachrichtenoffizier gedient. Jetzt lebt er als Anwalt in Tel Aviv.
Kultur aktuell, 03.05.2011
Zerrissene Gesellschaft
Zwischen die Fronten einer zerrissenen Gesellschaft gerät der Ich-Erzähler in Yishai Sarids Roman "Limassol". Zwischen die Hardliner, denen in Israel jedes Mittel recht ist, das der Sicherheit dient und jene, die die Politik der Härte verurteilen.
Er ist auf einen mutmaßlichen palästinensischen Terroristen angesetzt. Nach und nach verliert er die Distanz zu den Feinbildern und beginnt an seinem Auftrag zu zweifeln. "Ein Agentenroman" steht am Cover, aber: In "Limassol" geht es um mehr.
Keine menschlichen Verbindungen
"Es geht um die Beziehung zwischen Arabern und Juden im Allgemeinen", so der Autor. "Die größte Tragödie heute ist, dass es keine menschlichen Verbindungen zwischen Israelis und Palästinensern gibt, das Elementarste und Wesentlichste fehlt. Man spricht nicht mehr miteinander - das ist das allerschlimmste."
Und: Der Krieg wird täglich fortgesetzt: "Nicht mit Panzern und Flugzeugen, aber der Krieg im Geheimen geht weiter. Vor allem: Die Feindseligkeiten dauern an - ja es ist grausam."
Brutale Verhöre
Auch davon erzählt der Roman "Limassol". Unter Zeitdruck werden die Verhöre brutaler, ein Gefangener kommt ums Leben. Töten, das ist für einen Geheimdienstler "part of the game", sagt Sarid.
Sarid kennt die Praxis der Terrorismusbekämpfung. Fünf Jahre lang hat der 45-Jährige für den Geheimdienst gearbeitet. Danach hat er Jus studiert, unter anderem in Harvard. Heute lebt er als Rechtsanwalt in Tel Aviv.
Ständige Bedrohung
"Im täglichen Leben merkt man nichts, aber im Hintergrund ist die Katastrophe immer da - die Gefahr eines Terroranschlags oder die ständige Bedrohung durch einen nuklearen Erstschlag - das ist für uns Teil des Alltags", erzählt Sarid.
Hoffnung setzt Sarid auf die demokratischen Revolten in den arabischen Ländern: "Jahrelang hat es geheißen, Israel sei die einzige Demokratie im Nahen Osten. Es ist an der Zeit, dass sich das ändert. Aus der Geschichte wissen wir, dass Demokratien leichter friedlich nebeneinander leben können, als Völker unter Gewaltherrschaft."
"Osama bin Laden war Symbolfigur"
Den Tod von Osama bin Laden sieht Yishai Sarid nicht zuletzt als Sieg der demokratischen Länder, die Seite an Seite gegen den Terrorismus kämpfen.
"Osama Bin Laden war mehr eine Symbolfigur als eine reale Bedrohung", sagt Sarid. "Ich mag Barack Obama, im Unterschied zu meinen Landsleuten, die seine Nahost-Politik ablehnen. Und: Wenn es Obama hilft, bin ich dafür. Osama Bin Laden hat den Tod verdient - ohne Zweifel."
Dienstagabend wird Yishai Sarid in der Wiener Galerie Charim aus seinem Politthriller "Limassol" lesen, zum Auftakt des zweitätigen Festival "Romane in & aus, wegen & trotz Israel jetzt".
Service
Yishai Sarid, "Limassol", Kein & Aber
Das Kulturpanel der Israelitischen Kultusgemeinde Wien