Vorbild für Medikamente
Naturstoffe
Anlässlich des internationalen Jahres der Chemie beantworten Expertinnen und Experten der Fakultät für Chemie an der Universität Wien eine Frage zur Chemie. Heute beantwortet Lothar Brecker die Frage: Welche Bedeutung Naturstoffe in der Chemie haben?
27. April 2017, 15:40
"Wir wollen zum Einen wissen, wie die Moleküle aussehen, die in Pflanzen, Bakterien und Pilzen vorkommen. Zum Anderen ist es natürlich wichtig, was diese im menschlichen Körper machen und wie sie auf uns wirken. Leider gibt es hierfür kein Mikroskop, dafür nützen wir indirekte, spektroskopische Methoden wie NMR, Infrarot oder Massenspektroskopie. Dabei werden wenige Milligramme der Naturstoffe mit sehr verschiedenen Wellenlängen bestrahlt oder mit Elektronen aufgeladen. Die dabei aufgenommene Energie können wir genau messen. Aus diesen Informationen ermitteln wir dann das genaue Aussehen und die dreidimensionale Struktur dieser Moleküle."
Wissen aktuell: Warum ist das Wissen über diese Strukturen so wichtig?
"Die Verbindungen werden von den Pflanzen eigentlich als Schutz vor dem gefressen werden hergestellt. In großer Menge sind so oft giftig, in kleiner Menge kann ihre Wirkung aber auch viele positive Effekte haben. Schon unsere Vorfahren haben diese heilende Wirkung von vielen Naturstoffen erkannt und sie zum Beispiel in verschiedenen Tees genutzt. Wir bestimmen heute das Aussehen, der darin vorkommenden, wirksamen Substanzen und schauen uns dann die genauen Effekte im menschlichen Körper, auf molekularer Basis, an. Die dabei gewonnenen Informationen ermöglichen uns das zukünftige Designe von selektiven und hochaktiven Wirkstoffen, für Medikament nach dem Vorbild der Natur", sagt Lothar Brecker.
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Universität Wien - Fakultät für Chemie