Europol-Bilanz für 2010

Kartenbetrug: 1,5 Mrd. Euro Schaden

Kriminelle haben im Vorjahr in der EU mehr als 1,5 Milliarden Euro durch Kredit- und Bankkartenbetrug ergaunert. Besonders im Internet floriert das Geschäft mit gestohlenen Daten, Tendenz steigend. Diese Zahlen hat die europäische Polizeibehörde Europol erstmals offiziell bekannt gegeben.

Morgenjournal, 06.05.2011

Ringelspiel mit Codes, Waren und Geld

Ganz gezielt versuchen Hacker, an die Kreditkartendaten von Internet-Kunden zu kommen. Haben sie den Sicherheitscode einer Firma geknackt, gelangen sie bisweilen an große Mengen von geheimen Daten. Die Täter buchen dann entweder selbst systematisch Geld ab - oder sie verkaufen die Daten via Internet weiter, sagt Michael Rauschenbach, Leiter der Abteilung für Zahlungskriminalität bei Europol: "Diese Daten werden dann wieder eingesetzt um zum Beispiel Waren im Internet zu bestellen, diese dann über Mittelsmänner in andere Länder weiter zu transferieren, wo sie dann verkauft und wieder zu Bargeld gemacht werden können."

Simpler Kopiertrick

Etwa die Hälfte des Kreditkartendiebstahls wird im Internet durchgeführt, die andere Hälfte der Fälle betrifft simple Kopien des Codes: Die Täter bringen an Geldautomaten und auch an Zahlungsterminals in Geschäften Einrichtungen an, die die Daten auf den Magnetstreifen der Karte kopieren. Gleichzeitig wird der Pin-Code aufgenommen.

Verhängnisvoller Magnetstreifen

Mit einem Chip auf der Bankomat- oder Kreditkarte könnte man diesen Diebstahl verhindern, sagt Rauschenbach. Was zwar von den meisten Banken auch gemacht wird, dennoch ist nach wie vor ein Magnetstreifen auf den Karten. Und das führt dazu, dass die Täter den Code weiterhin kopieren können, sagt Rauschenbach. Im Grunde müsste man alle Karten mit Magnetstreifen einziehen - oder den Streifen deaktivieren, sagt Rauschenbach. Da seien sich Europol und Europäische Zentralbank (EZB) einig. Den Magnetstreifen brauche man nur in Staaten, in denen die Chiptechnik noch nicht eingeführt sei.

Hintermänner im Dunkeln

Die gute Nachricht: Die Kunden haben in den meisten Fällen keinen Schaden: denn sofern man nicht fahrlässig mit seinen Geheimzahlen umgegangen ist, übernimmt die Bank oder die Kreditkartenfirma den finanziellen Verlust. Die schlechte Nachricht: Die Hintermänner des Datendiebstahls erwischt die Polizei fast nie. Die Beute kommt der kriminalisierten Kriminalität zugute, die damit ihre Macht ausbauen kann, sagt Rauschenbach. Experten empfehlen, dass man seine Kreditkartenabrechnung immer rasch kontrollieren soll. Unklare Abrechnungen sollte man sofort reklamieren.

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