"Punk Rock" am Volkstheater

8. April 2017, 21:58

Es ist ein Stück über Jugendliche an einem englischen Elitegymnasium und über einen Amoklauf.

Sie sind jung, cool, intelligent und überheblich. Sie flirten und saufen, offenbaren und belügen sich, planen ihre Prüfungen, und träumen ihre Zukunft. Und am Ende sind drei von ihnen tot.

Schirin Khodadadian, die Regisseurin des Stücks, findet am Stück weniger den Amoklauf selbst interessant, sondern wie es dazu kommt. Die Deutsche mit iranischen Wurzeln inszeniert zum ersten Mal in Österreich und zum ersten Mal Simon Stephens.

Scheinidentitäten und echte Gefühle

Auf den ersten Blick erscheinen Simon Stephens handelnde Personen wie Archetypen. Da gibt es die magersüchtige Streberin und den sportlichen Mädchenschwarm, den intelligenten Supermathematiker, der von den anderen gemobbt wird, den coolen Angeber und die Neue, in die sich alle Burschen verlieben. Nur ab und zu kommt hinter diesen Scheinidentitäten echte Gefühle und Gedanken zum Vorschein - Ängste, Verzweiflung und der Druck, dem diese Nachwuchselite ausgeliefert ist.

"Sie sind verortet in einer elitären Gesellschaft", so Khodadadian, "die Nachwuchselite. (...) Sie müssen Rollen und Funktionen erfüllen, ohne zu wissen, wer sie sind."

Keine Antwort auf das Warum

Konkrete Fälle von Amokläufen haben Stephens zu dem Text inspiriert. In Littleton, in Winnenden, in Erfurt - aber auch der Film "Elephant" von Gus van Sant, der die Etappen bis zur Tat beschreibt.

"Es gibt keine Antwort auf das Warum", sagt Khodadadian. Die Antwort auf diese Frage beantwortet der Amokläufer mit: "Ich habe es getan, weil ich es konnte, weil dieses Leben so ist, wie es ist."

Schon die Proben lassen erahnen: ein starkes Stück, ein stimmiges Ensemble und eine Regisseurin, die mit großer Genauigkeit und Feingefühl arbeitet.

Textfassung: Ruth Halle