Blutstropfen lindern Leid und schützten Leben
45 Jahre Neugeborenen-Screening in Österreich
Seit 45 Jahren bietet Österreich ein weltweit einzigartiges Früherkennungsprogramm: Alle Neugeborenen werden auf bestimmte Stoffwechsel- und hormonelle Erkrankungen untersucht. Der Test wird von der Medizinischen Uni Wien laufend weiterentwickelt.
8. April 2017, 21:58
Ob in Dornbirn oder Eisenstadt, ob im Spital oder zuhause: wenn in Österreich ein Kind zur Welt kommt, werden ihm vier Tropfen Blut an der Ferse entnommen, auf ein spezielles Papier getropft und nach Wien geschickt. Im Labor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde wird dann nach Stoffwechsel- und Hormon-Krankheiten gesucht, schildert Klinikleiter Arnold Pollak.
"Mittlerweile sind aus dem ursprünglichen Screening für eine Krankheit, 34 herausgekommen. Etwa jedes 800te Kind, das in Österreich geboren wird, hat eine dieser Krankheiten. Wüssten wir das nicht, von Anfang an, dann wäre es zu spät und diese Kinder wären irreversibler Weise geschädigt oder unbekannterweise verstorben."
Das Screening wird ständig weiterentwickelt und erfasst immer mehr Krankheiten; Labor-Leiter David Kasper: "Es ist vor allem hervorzuheben, dass die Entwicklung, mit internationalen Forschungspartnern, in diesem Bereich besonders wichtig ist. Um letzten Endes unsere Patienten mit seltenen angeborenen Krankheiten eine bestmögliche und vor allem frühzeitige Diagnostik und Therapie, bzw. Management auf Lebenszeit bieten zu können". Nämlich: Spezielle Diäten, Medikamente oder - in seltenen Fällen - Transplantationen von Organen.
Das Neugeborenen-Screening wird seit mittlerweile 45 Jahren durchgeführt; laut Medizinischer Uni Wien konnten bisher 2400 Kinder vor schweren Erkrankungen bewahrt werden; das Programm kostet pro Jahr 780.000 Euro - für die Familien ist es im Zuge der Mutter-Kind- Pass Untersuchungen gratis.
Noch nicht Routine, aber geplant ist beispielsweise Babies auf Speicherkrankheiten zu untersuchen. Das ist eine Gruppe von Stoffwechselstörungen, die nach und nach den Organismus schädigen.