Jugendwerk von Anton Tschechow

"Platonov" am Akademietheater

Am Wiener Akademietheater hat am Samstag, 7. Mai 2011, Anton Tschechows Werk "Platonov" Premiere. Regie führt Alvis Hermanis, der bereits vor eineinhalb Jahren mit der Inszenierung von Tracy Letts' Stück "Eine Familie" für Begeisterung sorgte und den "Nestroy"-Preis für die beste Regie erhielt.

Ähnlich detailgetreu und naturalistisch inszeniert der lettische Regisseur nun "Platonov", Tschechows Jugendwerk rund um einen Dorflehrer, der in der russischen Oberschicht mit der Liebe dreier Frauen spielt. In der Titelrolle ist Theater-Star Martin Wuttke zu sehen.

Mittagsjournal, 06.05.2011

Im Salon des Gutes Vojniceva spielt sich ein großes Fest ab. Doch auf das Besäufnis wird bald die Ernüchterung folgen: Vojniceva steht knapp vor der Versteigerung, die russische Aristokratie geht langsam ihrem Ende entgegen.

1879, im Alter von 19 Jahren, hat Anton Tschechow das Werk "Platonov" geschrieben; die scharfe Analyse der zerbröckelnden russischen Gesellschaft blieb für sein Werk prägend - auch die Figuren, die er in seinem Frühwerk zeichnete, sollten später wieder auftauchen. Der Dorfschullehrer Platonov zerbricht an seiner oberflächlichen Umgebung. In seiner Verzweiflung wirkt er auf Frauen offensichtlich anziehend, erwidert deren Liebe jedoch nicht und zieht so die Menschen, auf die er trifft, mit in den Abgrund.

Ein "Virus" in der Gesellschaft

Die Figur des Platonov, hier gespielt von Martin Wuttke, könne man nur im Kontext der Zeit verstehen, erklärt der lettische Regisseur Alvis Hermanis. Die Handlung sei ganz am Beginn des sogenannten modernen Zeitalters angesiedelt, so Hermanis. Platonov verkörpere das moderne Denken, er wirke wie ein Virus in seinem Umfeld. Heute habe keiner ein Problem damit, Platonov zu sein, aber damals sei er ein Spezialfall gewesen.

Das Bühnenbild in Hermanis' Inszenierung ist bis ins kleinste Detail einem russischen Salon nachempfunden - samt Terrasse und Esszimmer im Hintergrund. In seiner präzisen, naturalistischen Ausführung erinnert dieses Setting an Hermanis' preisgekrönte Inszenierung des Dramas "Eine Familie" im Akademietheater. Dieser Detailreichtum sei für ihn der einzige Weg, eine Geschichte zu erzählen, ohne dabei in Ignoranz und Oberflächlichkeit zu verfallen, so Alvis Hermanis.

Neben Martin Wuttke wirken unter anderem Peter Simonischek, Johanna Wokalek und Yohanna Schwertfeger in Alvis Hermanis' Inszenierung von "Platonov" mit. Der lettische Regisseur ist bald wieder in Wien zu erleben: Mit seiner Theatergruppe aus Riga wird er Ende Mai im Rahmen der Wiener Festwochen das Stück "Lettische Liebe" aufführen.

service

Anton Tschechow, "Platonov", ab 7. Mai 2011, Akademietheater,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Burgtheater - Platonov