Führend bei Kupfer und Zink
Weltgrößter Rohstoffhändler Glencore an der Börse
In wenigen Tagen findet der größte Börsengang dieses Jahres statt: der weltgrösste Rohstoffhändler Glencore mit Sitz in der Schweiz geht nächste Woche in London und kurz darauf in Hongkong an die Börse. Damit will er Kapital für weiteres Wachstum gewinnen. Glencore beschäftigt 60.000 Menschen in 40 Ländern.
8. April 2017, 21:58
Glencore ist der umsatzstärkste Schweizer Konzern, hat mehr Hochseetanker als die britische Marine und ist im Geschäft mit Metallen wie Kupfer oder Zink weltweit führend. Ansonsten weiß man über das verschwiegene Unternehmen nur wenig. Außer, dass es bei Umweltschützern und Menschenrechtsorganisationen wegen rüder Geschäftspraktiken seit langem in der Kritik steht.
Mittagsjournal, 14.05.2011
Größtes Schweizer Unternehmen
Der Rohstoff-Konzern Glencore ist das größte Unternehmen in der Schweiz: 145 Milliarden Dollar hat Glencore letztes Jahr umgesetzt, weit mehr als der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestle, der Pharmakonzern Novartis oder die Großbank UBS. Doch auch im weltweiten Rohstoff-Geschäft ist das im steuergünstigen Kanton Zug ansässige Unternehmen ein Schwergewicht: Im Geschäft mit Kupfer oder Zink etwa kommt Glencore auf Marktanteile von 50 bis 60 Prozent. Neben Metallen und Rohöl handelt der Konzern auch mit Weizen, Saatgut oder Baumwolle.
Big Player im Rohstoffgeschäft
Doch Glencore ist nicht nur ein Händler, sondern ein Logistik-Unternehmen. Der Konzern besitzt 130 Hochseeschiffe und Bergwerke auf fünf Kontinenten. Dazu kommen Anteile an bedeutenden Rohstoff-Verarbeitern. Unter anderem ist Glencore zu 10 Prozent am weltgrößten Aluminium-Konzern Rusal des russischen Oligarchen Oleg Deripaska beteiligt.
Der Konzern ist vor allem deshalb so erfolgreich, weil er die gesamte Wertschöpfungskette im Rohstoff-Geschäft kontrolliert. Nun will Glencore noch grösser werden, wobei der bevorstehende Börsengang helfen soll, erklärt Analyst Patrick Rafaisz von der Bank Vontobel: ""Es gibt immer mehr Übernahmen und Zusammenschlüsse. Glencore will hier mitmischen und kann sich an der Börse am einfachsten das nötige Geld beschaffen."
Verschwiegener Konzern
Am 19. Mai geht Glencore in London an die Börse, am 24. Mai in Hongkong, gehandelt werden maximal 20 Prozent der Aktien. Vom Unternehmen selbst ist im Vorfeld des Börsengangs wenig zu hören, Interviews gewähren die Verantwortlichen des verschwiegenen Konzerns nur äußerst selten. Was man weiß, ist, dass die 500 Manager, denen Glencore bisher gehört, durch den Börsengang zu Multimillionären werden. Der größte Aktionär ist Konzernchef Ivan Glasenberg, dem rund 16 Prozent der Anteile gehören werden. Insgesamt will der Konzern bis an der Börse rund 7einhalb Milliarden Euro einnehmen. Ein Drittel der Anteile wird dabei von Großinvestoren wie Staatsfonds aus Abu Dhabi oder Singapur gekauft werden.
Auch viel in der Kritik
Der stille Rohstoffriese, der 1974 vom schillernden Lebemann Marc Rich gegründet wurde, sorgt jedoch nicht nur mit seinem Geschäftserfolg für Schlagzeilen. Immer wieder gerät er wegen seiner Geschäftspraktiken in die Kritik. So wird Glencore beim Kohleabbau in Kolumbien seit Jahren für Umweltzerstörung, Korruption und soziale Konflikte verantwortlich gemacht. In diesen Tagen sorgen neue Vorwürfe für Aufsehen. Die Glencore-Tochtergesellschaft Mopani soll in Sambia, einem der ärmsten Länder der Welt, Steuern hinterzogen haben. Deshalb reichten fünf Nichtregierungsorganisationen bei der OECD Beschwerde ein. Dazu Andreas Missbach von der entwicklungspolitischen Organisation "Erklärung von Bern": "Dieses Beispiel von Glencore ist besonders extrem, weil man anhand von konkreten Zahlen sieht, wie manipuliert wird. Glencore ist oft in armen und konfliktreichen Ländern aktiv wie etwa in der Demokratischen Republik Kongo, die extrem auf Einnahmen aus dem Bergbau angewiesen wären."
Glencore weist die Steuerhinterziehungs-Vorwürfe zurück. Eines steht unterdessen schon vor dem milliardenschweren Börsengang fest: dieser wird nicht nur die Kassen des Rohstoffriesen füllen, sondern wird den verschwiegenen Konzern künftig zu mehr Offenheit zwingen, auch bezüglich seiner Geschäftspraktiken in der Dritten Welt.
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