Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel

IWF-Affäre überschattet EU-Gipfel

Die Verhaftung von Dominique Strauss-Kahn, Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), überschattet auch das Treffen der EU-Finanzminister heute in Brüssel. Washington schickt eine Vertreterin. Ob sich die Vizepräsidentin des IWF, Nemat Shafik, genau so stark für Europa einsetzen wird wie der Franzose Strauss-Kahn, ist ungewiss.

Abendjournal, 16.05.2011

Beruhigende Worte

Nur nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Die Lage ist ohnehin angespannt genug. In Brüssel verabreichen heute alle Finanzminister Beruhigungspillen.

Frankreichs Christine Lagarde versichert, dass sich alle Finanzminister weiter bemühen und heute Nachmittag über Griechenland und Portugal sprechen werden.

Fekter: "IWF hat das größte Know-How"

Strauss-Kahn war bisher Europas mächtigster Verbündeter. Insgesamt sind aus Washington 100 Milliarden nach Europa geflossen. Für Griechenland, Portugal, Irland aber auch Polen, Ungarn, Lettland und Rumänien.

Österreichs Finanzministerin Maria Fekter betont, wie wichtig es ist, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) an Bord bleibt: "Der IWF hat das größte Know-How marode Staate wirtschaftlich wieder flott zu kriegen", so Fekter.

Hauptthema Griechenland

Griechenland sollte heute im Zentrum der Beratungen stehen. Im Juni ist die nächste Tranche fällig.

Griechenland muss heute neue Pläne vorlegen, dazu gehört auch ein Privatisierungspaket. Laut Fekter sei es besonders wichtig, dass diese Reformen durchgezogen werden. "Außerdem sollen die Griechen endlich selber mithelfen, bevor sie nach neuem Geld rufen", fordert Fekter.

"Währungsfond funktioniert auch ohne Chef"

Statt Strauss-Kahn reist die 48-jährigte Vizepräsidentin des Währungsfonds, Nemat Shafik, nach Brüssel. Ihre Haltung zu Europas Schuldenkrise kennen nur wenige.

Allfällige Bedenken wegen des Ausfalls an der Spitze des Währungsfonds kehrt Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble vorsorglich beiseite: "Der IWF ist genauso wie andere Institutionen so gut organisiert, dass er auch die zeitweilige Abwesenheit des jeweiligen Leiters verkraften kann", so Schäuble.

78 Milliarden für Portugal

Die Finanzminister werden heute auch die Portugalhilfe absegnen. 78 Milliarden sollen dem Mittelmeerstaat geliehen werden.