Schwerpunkt-Tag an der Wiener Staatsoper

Gustav Mahlers 100. Todestag

Als Dirigent wurde Gustav Mahler zu Lebzeiten gefeiert, als Komponist war er lange umstritten. Am 18. Mai vor 100 Jahren starb er an den Folgen einer Herzerkrankung in Wien. Kulturinstitutionen in aller Welt gedenken seines 100. Todestages. So auch die Wiener Staatsoper, dessen Direktor er ja 1897 bis 1907 gewesen ist.

An der Wiener Staatsoper gibt es den ganzen Tag ein dem großen Erneuerer der Musikgeschichte gewidmetes Programm, das in der Aufführung seiner 9. Symphonie gipfelt.

Kultur aktuell, 18.05.2011

Hervorragender Operndirektor

Er führte die klassische Musik ins 20. Jahrhundert, engagierte als Operndirektor die besten Sänger und Sängerinnen der Zeit ans Haus am Ring, verlangte von ihnen auch schauspielerische Leistung und war somit auch Mitbegründer der modernen Opernregie. Gustav Mahler war ein durchaus kontroversieller Mensch, was ihm nebst aufkeimender antisemitischer Tendenzen 1907 auch zum Stolperstein wurde.

Mahler wurde vergessen, verschwiegen und auch verboten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er wieder salonfähig. Heute feiert man den Wegbereiter der Moderne in aller Welt, vor allem an der Wiener Staatsoper.

Ausstellung, Symposium und Vortrag

Um 12:30 Uhr wird im Gustav-Mahler-Saal eine Ausstellung eröffnet, in der erstmals alle existierenden Fotos des Komponisten gezeigt werden. Ab 13:00 Uhr findet bei freiem Eintritt ein Symposium zu Leben und Schaffen Mahlers statt. Mitwirkende sind unter anderem Staatsoperndirektor Dominique Meyer, Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg und Otto Biba, Musikhistoriker und Archivdirektor der Gesellschaft der Musikfreunde.

Um 18:30 Uhr spricht dann der wohl größte Mahler-Experte des internationalen Konzertbetriebs: Gilbert Kaplan. In einer Stunde will er Mahlers Leben und Schaffen umreißen. Und ihm ist es zuzutrauen. Der amerikanische Geschäftsmann und Journalist hat sein Leben Mahler geweiht, unter anderem die neue kritische Ausgabe der zweiten Sinfonie im Rahmen der "Kritischen Gesamtausgabe" der Werke Mahlers erstellt. In aller Welt dirigiert er eine einzige Symphonie: Mahlers 2.

Symphonien fürs 20. Jahrhundert

Gustav Mahler hat die Welt - zumindest die musikalische - verändert. Zu einer Zeit, als Brahms und Bruckner gestorben waren, war es Mahler, der die große Symphonie ins 20. Jahrhundert brachte. Aber im Gegensatz zu den Komponisten, die ihm folgten, verzichtete er trotz aller Modernität niemals auf "wunderschöne, nicht enden wollende" Melodien, meint Gilbert Kaplan. Den Beweis dafür treten ab 20:00 Uhr die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Daniele Gatti mit Mahlers 9. Symphonie an.

Auch das parallel zu den Wiener Festwochen veranstaltete Musikfest steht heuer ganz im Zeichen Mahlers, das Mozarthaus Vienna bietet die Sonderausstellung "Mozarts Opern in der Ära Gustav Mahler", das Fernsehen bietet am 23. Mai 2011 unter dem Titel "Mahler auf der Couch" autobiografische Einblicke. Am 5. Juni 2011 wird neben vielen Konzertaufzeichnungen bis dahin der 12. und letzte Teil der Ö1 Reihe "Der Klangverführer" gesendet.

Textfassung: Ruth Halle

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