Raiffeisen-Chef Konrad als Obmann zurückgetreten
Differenzen um "Unser Stephansdom"
Raiffeisen-General Christian Konrad hat seine Obmannschaft beim Verein "Unser Stephansdom" zurückgelegt. Dem überraschenden Rückzug waren Differenzen mit Kardinal Christoph Schönborn über eine projektierte Teilverbauung des Stephansplatzes, die ein unterirdisches Besucherzentrum samt Aufzugsschacht und Dom-Shop vorsah, vorangegangen.
1. Jänner 2024, 13:55
Umbaukonzept abgeblasen
Das seitens des Raiffeisen-Chefs federführend vorangetriebene Konzept, das auch die Verlegung der Dombauhütte unter die Erde inkludiert hätte, wurde nun endgültig abgeblasen, hieß es am Freitag in einer gemeinsamen Aussendung von Schönborn und Konrad.
Die umstrittenen Pläne, die vom Verein "Unser Stephansdom" in Abstimmung mit dem Domkapitel entwickelt wurden, sahen zwischen Nordfassade und Erzbischöflichem Palais die Errichtung eines unterirdischen Besucherzentrums mit Shop, Cafe, Lift und Domzugang vor. Die alte Dombauhütte - sie steht seit Jahrzehnten neben dem Dom - sollte ebenfalls unter der Erde stationiert werden. Rund zwölf Millionen Euro sollte das Vorhaben kosten.
Langjährige Kritik der Grünen
Seit Bekanntwerden des Projekts vor zwei Jahren meldeten die Wiener Grünen massiven Protest an. Kritische Töne aufgrund des hohen finanziellen Aufwands kamen bald auch von Kardinal Schönborn, der nun dem Vorhaben endgültig eine Absage erteilte. Zwischen Schönborn und dem Vereinsvorstand gebe es "unüberbrückbar unterschiedliche Auffassungen, ob ein Projekt dieser Größenordnung zum jetzigen Zeitpunkt im kirchlichen Umfeld in Angriff genommen werden soll", hieß es in der heutigen Aussendung.
"Geordnete Übergabe"
Die Finanzierung der Renovierungsarbeiten am Dom, für die "Unser Stephansdom" laufend Spenden sammelt, sei vorläufig für mehrere Jahre gesichert. "Angesichts dieser guten finanziellen Situation sowie der endgültigen Entscheidung für das Aus des Projekts 'Dompfad/Dombauhütte' zieht sich Dr. Christian Konrad als Obmann nach einer geordneten Übergabe gemeinsam mit weiteren Vorstandsmitgliedern aus der Leitung des Vereins zurück, bleibt aber dem Verein und seinen Zielen verbunden", hieß es in der Pressemitteilung.
Wer Konrad als Vereinsobmann nachfolgt, stehe noch nicht fest, sagte ein Raiffeisen-Sprecher. Aus der Leitung des Vereins hätten sich mit dem Generalanwalt beinahe alle nicht-kirchlichen Vorstandsmitglieder zurückgezogen.