Streit um Kompetenz zur Pflegeeinstufung

Ärzte gegen Pfleger

Die Ärztekammer hat wenig Freude mit der Ankündigung von Sozialminister Rudolf Hundsdorfer (SPÖ), wonach ab dem kommenden Jahr auch Pflegekräfte über eine Anhebung der Pflegestufe entscheiden können. Nur Ärzte könnten eine medizinische Diagnose stellen, heißt es aus der Ärztevertretung. Man wolle aber mit den Pflegekräften zusammenarbeiten.

Morgenjournal, 07.06.2011

"Medizinische Diagnose nötig"

Es könne nur gemeinsam gehen, sagt Norbert Jachimowizc von der Ärztekammer. Der Plan von Sozialminister Hundsdorfer, wonach ab der Pflegestufe vier künftig die Pflegekräfte Gutachten erstellen, könne nicht funktionieren. Denn wenn sich der Zustand eines Patienten verschlechtere und dieser zusätzliche Pflege benötige, müsse auch eine medizinische Diagnose gestellt werden.

Gutachten in Einzelfällen

In der Ärztekammer kann man sich vorstellen, dass Pflegekräfte in Einzelfällen - nach entsprechender Ausbildung - Gutachten erstellen, etwa wenn es im ländlichen Bereich darum geht, ob jemand eine Einkaufshilfe bekommt oder nicht. Das sei dann keine medizinische Frage, sondern eine pflegerische.

Patientenanwalt dafür

Große Zustimmung zur geplanten Änderung kommt vom Patienten- und Pflegeanwalt. Gerald Bachinger spricht von einem Schritt in die richtige Richtung, "weil es bei der Gesundheitspflege sehr viel Know-how und fachliche Ressourcen gibt." Und letztlich gehe es ja um eine Pflegeeinstufung.

"Ausbildung kein Argument"

Die Kritik der Ärztekammer kann Bachinger nicht nachvollziehen. Denn Pflegekräfte würden speziell ausgebildet, auch Ärzte würden eine Ausbildung brauchen, "das ist niemandem in die Wiege gelegt." Und Bachinger ortet auch andere Gründe hinter der ablehnenden Haltung der Ärzte: Viele hätten in diesem Bereich ein wesentliches Zusatzeinkommen. "Und welche Berufsgruppe ist schon begeistert, wenn eine andere Berufsgruppe einen Teil von diesem Zusatzeinkommen für sich selbst reklamiert." Bei der Ärztekammer wartet man jetzt auf die Gespräche mit dem Sozialminister. Noch ist offen ob tatsächlich ab dem kommenden Jahr Pflegekräfte die Einstufung vornehmen.

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