Pflegerverband begrüßt Einstufung neu

"Schritt in die richtige Richtung"

Lob für die Reform bei der Einstufung von Pflegebedürftigen kommt vom Gesundheits- und Krankenpflegerverband. Gleichzeitig kritisiert die Präsidentin des Verbands aber, dass aufgrund fehlender Kriterien und Erhebungen noch immer nicht genau prognostiziert werden kann, wie groß der Pflegeaufwand künftig wirklich sein werde.

Mittagsjournal, 6.6.2011

Pflegefachkräfte dürfen mitreden

Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, sagt Ursula Frohner, Präsidentin des Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes. Pflegefachkräfte könnten jetzt endlich ihre Kompetenz bei der Einstufung von schwer Pflegebedürftigen einbringen. Bisher war das ja den Ärzten vorbehalten.

Durch die Einbeziehung der Pflegefachkräfte könne künftig ganz gezielt entschieden werden, ob und wie groß der Mehraufwand bei der Pflege ist. "Wir können sicher besser beurteilen, inwieweit ein tatsächliches Defizit in der täglichen Verrichtung von lebensnotwendigen Abläufen ist", so Frohner.

Einheitliche Regeln gefordert

Dass die Pflegekräfte erst ab Stufe vier, also erst bei schwer Pflegebedürftigen mitsprechen können, ist für Frohner im Moment kein Problem. Durch die Änderung sei jedenfalls ein wichtiger Prozess in Gang gekommen. Dass die Regierung jetzt den Pflegefonds auf den Weg gebracht hat, mit dem die Pflegefinanzierung bis 2014 finanziell abgesichert werden soll, bewertet Frohner positiv.

Was jetzt aber noch immer fehle, so Frohner, sei zum einen eine langfristige Lösung über 2014 hinaus und zum anderen klare Kriterien für die Pflege. Wer was wie und warum an Pflegeleistungen zugesprochen bekommt, dafür gebe es österreichweit nämlich noch immer keine einheitlichen Standards. Diese sollten in Zusammenarbeit mit Experten aus den Bereichen Pflege und Medizin entwickelt werden. Erst dann könne man eine solide Kosteneinschätzung abgeben.

Wenig Daten vorhanden

Und ebenso wenig wisse man, wie viele Menschen in Österreich pflegen. Das sei weder im familiären Bereich bekannt noch im professionellen. Auch bei den angestellten Pflegekräften gebe es bisher keine zentrale Erfassung, kritisiert die Präsidenten des Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes. Was man aber wisse ist, dass es immer mehr Pflegebedürftige geben wird und dass deshalb immer mehr Pflegekräfte gebraucht werden.

Pflegeberuf braucht besseres Image

Um die auch finden zu können, müssten Gesellschaft und Politik endlich anerkennen, wie wichtig Pflegeberufe sind, fordert Frohner: "Wenn ich von irgendwelchen Ideenspendern laufend höre, das sollen Arbeitslose machen oder Leute, die in einem sonstigen Beruf nicht unterkommen und dass Pflege etwas ist, das man so nebenbei machen kann, dann wird vermutlich kein junger Mensch hier eine berufliche Perspektive sehen."

Außerdem müssten Pflegefachkräfte besser bezahlt werden als bisher. Das Einstiegsgehalt beträgt im Moment nur 1.900 Euro brutto und die Ausbildung müsse an internationale Standards angeglichen werden, fordert Frohner. Nur wenn es für Pflegekräfte auch berufliche Perspektiven gebe, könne man Jugendliche dazu motivieren, eine Pflegeberuf zu ergreifen.