Beruf muss attraktiver werden
Pflege braucht Imagepolitur
Pflegeberufe würden immer wichtiger, wird immer öfter öffentlich beteuert. Aber kaum jemand kümmert sich darum, dass diese Berufe attraktiver werden. Experten fordern höheres Ansehen, bessere Bezahlung und mehr Investition in die Ausbildung und Weiterbildung.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 12.05.2011
"Pflegen bedeutet mehr"
Ein glanzvolles Image hat der Pflegeberuf nicht. Dieser Tätigkeit wird keine hohe Wertigkeit beigemessen, beklagt Ursula Frohner, Präsidentin des Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes: "Welcher junge Mensch wird einen Beruf ergreifen, wo er fast jeden Monat von irgendeinem Ideenspender hört, das sollen Arbeitslose machen und das ist eine Tätigkeit, die letztlich sowieso ein jeder machen kann? Pflegen bedeutet mehr, als nur ein Teesackerl ins heiße Wasser hängen. Und das muss endlich einmal verstanden werden."
Pflege als Uni-Fach
Dabei wird dieser Berufszweig in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Da werden nämlich geburtenstarke Jahrgänge in jenes Alter kommen, in dem sie Pflege brauchen. Gleichzeitig rücken immer weniger jüngere nach, die sich um sie kümmern können. Will man also junge Menschen dazu bringen, diesen Beruf zu ergreifen, dann müsse man sich etwas einfallen lassen. Frohner verlangt eine höherwertige Ausbildung: Pflegerinnen und Pfleger sollten künftig auf eine Universität oder Fachhochschule gehen. Eine Forderung, der sich Hanna Mayer, Pflegewissenschaftlerin an der Universität Wien, anschließt: Das sei international schon längst so.
Mehr Kompetenzen
Damit sei es aber noch nicht getan. Pflegekräfte müssten auch mehr Kompetenzen erhalten. Sie müssten mehr Entscheidungen treffen und mehr Verantwortung übernehmen dürfen, sagt Mayer. Einige Beispiele: Verbandswechsel bei Beinwunden müssten von Ärzten bestätigt werden, Pflegebehelfe müssten per Rezept bestätigt werden. "Das ist für beide mühsam."
Gleichwertigkeit der Diagnose
Im Pflegebereich müssten sich Pflegekräfte und Ärzte auf Augenhöhe gegenüber stehen, verlangt Ursula Frohner: "Solange wir hier eine Wertigkeit haben, zuerst die medizinische Diagnose und dann die Pflegediagnose, und dann alles andere, werden wir auf keinen grünen Zweig kommen." Man müsse zu einer bedarfsgerechteren Diagnose kommen, so Frohner.
Mehr Perspektiven und mehr Aufstiegschancen seien notwendig, damit auch künftig junge Menschen bereit sind, den Pflegeberuf zu ergreifen.