Ausstellung in der Albertina

Max Weiler als Zeichner

Als großer Maler der österreichischen Moderne ist Max Weiler bereits im öffentlichen Bewusstsein verankert. Nun stellt die Wiener Albertina in einer neuen Ausstellung den Zeichner Max Weiler in den Mittelpunkt.

Die Schau ist mit über 180 Werken die bisher umfassendste zum graphischen Werk des 2001 verstorbenen Künstlers und bietet einen Überblick über siebzig Jahre Schaffenstätigkeit.

Kulturjournal, 09.06.2011

Forschungsprojekt

Vorausgegangen ist dieser Retrospektive ein Forschungsprojekt der Albertina, in dem das gesamte graphische Oeuvre Weilers erfasst und in eine Online-Datenbank gestellt wird. Edelbert Köb, der ehemalige Leiter des Wiener MUMOK, hat die Ausstellung mitkuratiert. Am Donnerstag, 9. Juni 2011 wird die Schau eröffnet. Sie läuft bis 16. Oktober 2011.

Frühe Kohlezeichnungen

Das Zeichnen begleitete ihn sein ganzes künstlerisches Leben lang. Schon in den 1930er-Jahren schuf Max Weiler Kohlezeichnungen und Aquarelle auf Papier, in denen der Künstler sein Naturerleben ausdrückte. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Weilers intensive Auseinandersetzung mit der internationalen Moderne.

Weiler einmal nicht als Landschaftsmaler, sondern als Meister der Abstraktion darzustellen, war Köbs Bestreben: "Weiler hat erst in den 1950er Jahren Kontakt mit der internationalen Kunst bekommen und hat sich sofort explizit mit der Abstraktion auseinander gesetzt."

Probierblätter als Inspiration

Stets hatte Max Weiler einen experimentellen Zugang zur Kunst und reflektierte auch das Medium, mit dem er arbeitete. Zu einer wichtigen Inspirationsquelle wurden in den 1960er-Jahren seine Probierblätter, also das Arbeitspapier aus seinem Atelier, auf dem Weiler überschüssige Farbe abstreifte und Farbmischungen ausprobierte.

Aus den zufällig entstandenen Formen und Farbkompositionen schnitt er kleine Bereiche aus und setzte sie - teils stark vergrößert - in neue Werke um. Die Probierblätter dienten zunächst Weilers Gemälden, bald darauf aber auch seinen Zeichnungen als Vorlagen.

Für den Künstler sei das ein Weg gewesen, die abstrakte Malerei zu überwinden, erklärt Köb: "Bei seinen Bemühungen um die Abstraktion hat er eigentlich die Natur verloren. Und das wollte er nicht. Und irgendwann einmal muss er in dieser Krise auf seinen Stapel mit Schmierpapieren geschaut haben. Und dort hat er ohne Krampf das gefunden, was die Natur der Malerei selbst ist. Und er hat alles gefunden, was es an Naturabbildungen eigentlich gibt: Er hat Wolken gesehen, er hat Licht gesehen, Berge und so weiter. Auch das Entstehen von Probeblättern ist quasi ein naturhafter Prozess, wo sich Absicht, Zufall und Unbewusstes vermengen."

Sämtliche grafische Werke erfasst

Dass die Probierblätter Max Weiler tatsächlich als Vorlagen für seine Werke dienten, hatte man schon seit längerem vermutet - doch erst Regina Doppelbauer, Kuratorin in der Albertina, konnte ein solches Arbeitspapier eindeutig einer Zeichnung des Künstlers zuordnen. Seit 2007 leitet Doppelbauer ein von der Albertina initiiertes Forschungsprojekt, in dem sämtliche graphischen Werke des Künstlers erfasst werden.

"Als ich an diese Arbeit herangetreten bin, war es nicht klar, zu welchem Umfang es anwachsen würde, dass wir jetzt bei knapp 4.000 autonomen Zeichnungen sind, von denen wir hier 180 präsentieren können. Alle werden spätestens 2013 auch online zugänglich sein", so Doppelbauer. "Es hat sich erst in der Arbeit herausgestellt, in welch hohem Umfang das Zeichen ein lebensbegleitendes Zeichnen war."

Alle Schaffensperioden vertreten

Die Schau in der Albertina macht alle Schaffensperioden des Zeichners Max Weiler nachvollziehbar. Ähnlich wie in seiner Malerei hat der Künstler große Werkzyklen geschaffen, die ihn oft jahrelang beschäftigten.

In der Ausstellung ist etwa ein Zyklus von zwölf großformatigen Arbeiten zu sehen, die in den Jahren 1978 bis 1980 entstanden sind. Ebenso wird das Werk "Naturgebild" gezeigt, eine zehn Meter lange Kohlezeichnung von 1985 - Weilers Opus Magnum in seinem langen Reigen graphischer Werke.

Textfassung: Rainer Elstner