"I due Figaro" von Mercadante

Letzte Pfingstfestspiele unter Muti

"Das große Finale" steht auf dem Plakat zu den heurigen Pfingstfestspielen in Salzburg. Denn das nun beginnende Festival ist das letzte, das Riccardo Muti verantwortet. Er beendet damit einen Fünf-Jahres-Zyklus, der Komponisten aus Neapel gewidmet war.

Kulturjournal, 10.06.2011

Im Mittelpunkt standen und stehen Musiker und deren Werken, die zwar heute oft vergessen, für die europäische Musikgeschichte aber prägend gewesen sind. Man konnte vieles kennenlernen in diesen fünf Jahren, auch Mutis temperamentvolle Begeisterung für diese Musik.

Mit Mercadante Verdi verstehen

Mit "I due Figaro" werden die Pfingstfestspiele am Freitag eröffnet, der italienische Komponist Saverio Mercadante hat die Oper rund 40 Jahre nach Mozarts "Hochzeit des Figaro" geschrieben. Wer Mercadante nicht kenne, könne Donizetti, Bellini und Verdi nicht verstehen, sagt Muti und nützt die dicke Partitur der Oper als Argumentationshilfe.

Muti hat in Neapel am Conservatorio San Pietro a Majella studiert, dessen erster Direktor war Paisiello, zu den Lehrern im 18. und 19. Jahrhundert gehören jene Komponisten, die in den letzten Jahren bei den Pfingstfestspielen wieder entdeckt wurden.

Ansteckende Begeisterung

Muti hat unter anderem den damaligen Festspielintendanten Jürgen Flimm in die Bibliothek des Konservatoriums geführt: "In dem berühmten Kloster lagen auf einem wackeligen Resopal-Tisch ein Haufen von Packpapiertüten", erinnert sich Flimm. "Und in diesen Packpapiertüten waren die größten Schätze der abendländischen Musik. Und Riccardo zog aus einer Packpapiertüte ein kleines Papierchen raus und da waren lauter schwarze Punkte drauf und er sagte: Wer will Alessandro Scarlatti berühren?"

Mit seiner Begeisterung hat Muti also die Festspielleitung angesteckt und Jahr für Jahr auch rund 7.000 Besucher, die hier die unbekannte Werke hörten, gespielt und gesungen von Mutis Jugendorchester und einem ganz jungen Gesangsensemble.

Verärgert über Reaktionen der Presse

Was Muti offenbar oft verärgert hat, waren Reaktionen der Presse, die von einem Barockfestival sprachen. Diese Musik sei nicht Barock, donnert Muti, wer Cimarosa in Neapel als Barockkomponist bezeichne, werde umgebracht.

Ganz so böse ist man in Neapel aber Salzburg und seinem Festival nicht, immerhin ist es in den letzten fünf Jahren gelungen, ein Gegenbild zu Abfall und Camorra zu entwerfen und Neapel als jene Stadt zu präsentieren, die zum Beispiel für Mozart wichtigster Ort seiner Italienreise war.

Abschluss mit Cherubini-Requiem

Mozart wird bis Pfingstmontag nicht zu hören sein, außer Mercadante werden unter anderem Pergolesi, Fiorenza und Porpora gespielt, bevor mit einem Requiem von Luigi Cherubini, dem Namenspatron von Mutis Jugendorchester, das Neapel-Schwerpunkt bei den Pfingstfestspielen endet.