Der Malerfürst im Interview

Lüpertz-Ausstellung in Klagenfurt

Die große Markus-Lüpertz-Ausstellung in der Klagenfurter Stadtgalerie mutet fast wie ein Werkstattbesuch an. Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen sind anlässlich des 70. Geburtstages des deutschen Malerfürsten zu sehen.

Mittagsjournal, 14.06.2011

Interview mit Markus Lüpertz

Wie sehr der Künstler auch heute noch provozieren kann, bewies 2005 seine Salzburger Mozart-Skulptur: "Pornojäger" Martin Humer ging damals so weit, dass er sie mit Lack beschmierte und federte. Heute ist diese Skulptur längst restauriert. Doch der Künstler reagiert noch immer sehr emotional, wenn man ihn auf diese Ereignisse anspricht.

Zeichnung und Radierung

In Bezug auf die aktuelle Ausstellung in Klagenfurt gesteht Lüpertz ein, dass er mit der Grafik immer noch etwas "auf dem Kriegsfuß" stehe. "Ich habe da noch ein unheimliches Bedürfnis, große Lösungen zu finden, die ich noch nicht so im Griff habe. Aber wenn es dann eine kalte Nadel ist, wenn es eine Direktübersetzung ist, wo ich sofort die Grafik sehe, ist da ein neuer Strich drinnen, ist da eine neue Linie drinnen, die man in der Zeichnung nicht hat."

Lüpertz skizziert die Möglichkeiten der jeweiligen Techniken: "Der Holzschnitt hat eine andere Art des Farbauftrags, eine andere Art der Formsuchung durch den Widerstand des Materials. Der Pinsel ist ja oft schnell. Der Griffel oder das Messer hat eine Verzögerung, einen Widerstand. Dieser Widerstand zwingt einen zu anderen Formen."

Mittlerweile habe sich über die Arbeit an der Grafik etwas entwickelt, das man als eigenständig bezeichnen könne: "Die Gegenüberstellung mit der Zeichnung in dieser Ausstellung - das ist das, was für mich an so einer Ausstellung spannend ist."

Streit um Salzburger Mozart-Skulptur

Angesprochen auf die Salzburger Mozart-Skulptur - hatte Lüpertz selbst den Eindruck, dass mit seinem Kunstwerk provoziert hat? "Nein, ich will nicht provozieren, ich will mein Bestes geben. Die Provokation ist eine Beschäftigung für niedere Geister. Wieso soll ich jemanden provozieren, was soll der der Quatsch. Ich will nicht provozieren, sondern ich will einfach das, was mir wichtig ist, in der mir gegebenen Meisterschaft vollenden, auf dem Wege dahin. Vollendung ist ein weites Ziel, wie weit wir das erreichen werden, wird vielleicht ein anderes Jahrhundert feststellen."

Es habe ihm weh getan, als man aus Mozart den Papageno gemacht habe: "Man hat ihn geteert und gefedert."

Lüpertz spricht von "befreiten Kleingeistern", wenn er über die Täter spricht. "Das ist der Ablass der Demokratie. Die Freiheit trifft halt jeden, ob er damit etwas anfangen kann oder nicht. Das ist nun mal das Schicksal, das wir als Demokraten zu ertragen haben."

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Die Ausstellung "Sagenhaft" mit Zeichnungen, Skulpturen und Grafiken von Markus Lüpertz ist noch bis 11. September 2011 in der Stadtgalerie Klagenfurt zu sehen.

Stadtgalerie Klagenfurt