Art Basel eröffnet

Der Nabel der Kunstwelt

Basel ist zurzeit einmal mehr der Nabel der zeitgenössischen Kunstwelt. Die international bedeutendste Verkaufsmesse für Gegenwartskunst, die Art Basel, hat bis Sonntag die Türen für Sammler und Kunstliebhaber aus aller Welt geöffnet.

Gezeigt werden handverlesene Werke höchster Qualität von 2.500 Künstlern aus 35 Ländern.

Kulturjournal, 15.06.2011

Mittagsjournal, 15.06.2011

Internationales Engagement

Doch dies ist der erfolgreichen Art Basel längst nicht mehr genug. Sie setzt ihren weltumspannenden Siegeszug fort und will nach einem Ableger in Miami nun auch einen Fuß auf den asiatischen Kontinent stellen. Sie hat vor kurzem die Mehrheit der Hongkonger Kunstmesse Art Hongkong übernommen.

Globalisierter Kunstmarkt

Die 300 Galerien aus sechs Kontinenten zeichnen auf der Art Basel ein Spiegelbild des globalisierten Kunstmarktes: Bilder, Skulpturen und Installationen von Künstlern aus Amerika reihen sich neben Werke aus Europa, Afrika und Asien. Und auch die betuchten Kunstkäufer stammen längst nicht mehr nur aus den USA und Europa. Seit einigen Jahren drängen sich immer mehr asiatische Kunstliebhaber in den engen Messeständen der Art Basel.

Dieser Entwicklung will die weltgrößte Kunstmesse nun Rechnung tragen. Die Art Basel hat 60 Prozent der Anteile der Art Hongkong übernommen, die als wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst in Asien gilt.

Zukunftsmarkt Asien

Damit will die Art Basel nun auch auf dem Zukunftsmarkt Asien präsent sein, sagt die Direktorin der Art Basel, Annette Schönholzer: "Wir sind der Meinung, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, dass das Interesse einerseits an asiatischer Kunst im westlichen Raum so stark entwickelt ist, aber die Asiaten andererseits sehr viel stärker interessiert sind an westlicher Kunst. Genau diese Kombination braucht's, um im Ausland erfolgreich zu sein."

Ein gelungener Schachzug der weltgrößten Kunstmesse. Schon heute wird laut dem Kunstportal Artprice mit Kunstversteigerungen in China mehr Umsatz gemacht als im einst wichtigsten Markt, den USA. Die westlichen Galerien freuen sich schon über den erleichterten Zutritt zum asiatischen Markt.

Hunderte Museen in Bau

"Chinesen sind hauptsächlich an ihrer eigenen Kunst interessiert", meint dazu der Salzburger Galerist Thaddäus Ropac. "Nur das wird sich ändern. Im Moment werden hunderte Museen gebaut. Und wenn nur zehn Prozent dieser Museen sich für westliche Kunst interessieren, dann wird das genug sein, dass es einen neuen Boom auslöst."

Auch bei den asiatischen Galeristen stößt der Schritt der Art Basel nach Asien auf Zustimmung. Bisher seien der westliche und der asiatische Kunstmarkt völlig getrennt gewesen, sagt die japanische Galeristin Atsuko Koyanagi. Sie hoffe, das werde sich nun ändern: "Beide Seiten werden einander besser kennen lernen. Heute lieben die asiatischen Kunstkäufer vor allem die Stars auf dem westlichen Kunstmarkt. Wenn mehr europäische Galerien auf der Messe in Hongkong präsent sind, können die Asiaten auch weniger bekannte Künstler aus Europa oder den USA sehen. Das Gleiche gilt natürlich auch umgekehrt für chinesische Künstler, die so im Westen bekannter werden."

Ein Kunstmonopol?

Doch tut es dem globalen Kunstmarkt gut, wenn die größten Messen für zeitgenössische Kunst auf drei Kontinenten künftig in einer Hand, also quasi monopolisiert, sind? Der asiatische Markt könnte mit westlicher Kunst überschwemmt werden, befürchten kritische Stimmen. Und auch die chinesische Kunstexpertin Zhang Wei mahnt die Art Basel bei ihrem Schritt nach Hongkong zur Vorsicht.

"Es kommt nun ganz darauf an, wie die Art dort auftritt", meint Zhang Wei. "Denn der asiatische Kunstmarkt ist zwar westlicher und moderner geworden, aber es herrschen noch immer eigene Werte und kulturelle Eigenheiten. Die Art Basel sollte diese Werte respektieren und integrieren und nicht einfach ihr bisheriges Erfolgsmodell über Hongkong stülpen. Dann kann etwas Neues, Fantastisches entstehen."

Man darf gespannt sein, wie die Art Basel ihre Expansion auf den asiatischen Kunstmarkt umsetzen wird. Ihre erste Tochtermesse in Miami ist in den zehn Jahren ihres Bestehens jedenfalls längst zu einem Publikumsmagneten geworden.

Textfassung: Rainer Elstner

Service

Art Basel