Großes Open-Air-Fest
Museumsquartier feiert Geburtstag
Vor zehn Jahren, am 30. Juni 2001, ist das Wiener Museumsquartier eröffnet worden. Das Jubiläum wird am Donnerstag, 30. Juni 2011 um 17:30 Uhr mit einem großen Open-Air-Fest begangen werden.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.06.2011
Mit elektronischer Musik, Live-Bands und Videoprojektionen ist das Programm auf ein vorwiegend junges Publikum ausgerichtet. Denn jung sind die meisten der Besucher, die das Museumsquartier-Areal täglich bevölkern.
Aus einem vor allem architektonisch höchst umstrittenen Projekt hat sich das Museumsquartier seit seiner Eröffnung zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt - jedenfalls was die Besucherzahlen betrifft.
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In der Planungsphase heiß umkämpft
Was war das Museumsquartier doch für ein heißes Medienthema vor allem in den 20 Jahren vor seiner Eröffnung. Im langgezogenen Rechteck der barocken Hofstallungen hatte der Architekt Laurids Ortner Baukörper geplant, die vor allem der FPÖ und der "Kronen Zeitung" viel zu hoch waren. Nach jahrelangen erbitterten Kontroversen wurde ein mehrmals zusammengestutzter Entwurf realisiert.
Auch nach der Eröffnung verstummte die Kritik nicht. Anfangs waren die weitläufigen Höfe zu leer; dann setzte die Museumsquartier-Betriebsgesellschaft belebende Maßnahmen mit Attraktionen wie Eisstockschießen im Winter. Das erschien Kritikern zu kommerziell und kulturfern. Nach zehn Jahren Museumsquartier haben sich die Konflikte weitgehend gelegt. Gegen 3,8 Millionen Besucher im Jahr lässt sich auch schwer etwas sagen. Außer vielleicht, dass ein großer Teil von ihnen das Kulturangebot im Areal gar nicht nutzt.
Jeder Zweite nutzt Kulturangebot
Nach der neuesten Besucheranalyse hat sich jedoch die Relation verbessert, so Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) bei der Pressekonferenz: "Waren das 2007 noch 37 Prozent, so sind das heute bereits 50 Prozent. Das heißt jeder zweite Besucher des Museumsquartiers nutzt auch das Kunst- und Kulturangebot."
Fragt sich, ob das viel ist, wenn nur die Hälfte der Besucher auch eine der 70 Kulturinstitutionen besucht - vom MUMOK bis zum Tanzquartier, von Vorstellungen der Wiener Festwochen über das Kindermuseum bis zur wenig frequentierten "Electric Avenue" mit ihren jungen Kunst- und Designinitiativen.
Aktiv auf Besucher zugehen
Das Leopold Museum hat in eigenen Umfragen erhoben, dass nur 30 Prozent der Besucher des Areals auch potentielle Museumsbesucher sind. Auf sie versucht man aktiv zuzugehen, erklärt Geschäftsführer Peter Weinhäupl: "Da muss man wirklich ganz gezielt mit Aktionen diese Leute reinholen zum Schnuppern ins Museum. Wir haben das auch schon ganz erfolgreich gemacht, indem wir am Abend bei einer DJ-Line Gratistickets für Schiele ausgeteilt haben. Da muss man natürlich auch die Tickets so gestalten, dass sie ansprechend sind. Man kann schon die jungen Leute auch für den jungen, wilden Schiele beispielsweise begeistern. Aber das muss man wirklich sehr aktiv machen, von selbst kommen die Leute nicht."
Aber solche Initiativen gebe es noch zu wenig, glaubt der Museumsplaner Dieter Bogner, der seinerzeit das Nutzungskonzept für das Museumsquartier geschrieben hat: "Ich sage immer etwas provokant: Wann seid ihr Direktoren das letzte Mal die Stiegen von euren Häusern hinuntergegangen und habt die Leute abgeholt? Das sind Leute, die ja oft dorthin kommen, aber sich ein Eintrittsgeld von zehn, zwölf Euro nicht leisten können."
Populäre Sitz- und Liegemöbel
Insgesamt sieht Bogner aber seine Vorstellungen von damals umgesetzt: Die Stärke des Museumsquartiers liege im Föderalismus, und auch in der Mischung von Kulturpublikum und jungen Leuten, die einfach nur abhängen wollen in den Cafés und Bars und auf den äußerst populären Sitz- und Liegemöbeln der Architekten Popelka und Poduschka.
"Ich werde selber gefragt: Wie könnten wir so ein Museumsquartier schaffen? Es ist international der Begriff geworden für eine lebendige Szene im Außenraum, die ein Ambiente schafft, wo der Besucher nicht als Einzelner über einen Hof geht, um in das Gebäude zu kommen, sondern er geht durch eine belebte Szene", betont Bogner.
Textfassung: Rainer Elstner