Opferschutzbeauftragte reagiert auf Kritik

Klasnic verteidigt Schönborn

Gegen Kardinal Christoph Schönborn sind diese Woche Vertuschungsvorwürfe laut geworden. Jetzt bekommt er Unterstützung von Waltraud Klasnic. Die Opferschutzbeauftragte der katholischen Kirche bezeichnet Vorwürfe, wonach Schönborn in einem mutmaßlichen Fall sexueller Nötigung untätig geblieben sei, als unverständlich.

Morgenjournal, 30.06.2011

Kommission unter Kritik

Kritiker sehen die Klasnic-Kommission als eine Art Beruhigungspille für die Opfer und als Maßnahme der Kirche, die Zahl der Kirchenaustritte einzudämmen.

Vor allem die "Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt" hält die Kommission für ein Vertuschungsinstrument und fordert eine staatliche Kommission sowie die die Beschlagnahmung von Akten der katholischen Kirche.

"Zu wenig Konsequenzen für Täter"

Die Plattform hat auch ein Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien gestartet. Ein zentraler Kritikpunkt: Die Klasnic-Kommission kümmere sich zu wenig um Konsequenzen für Täter sondern höchsten um die Opfer.

Waltraud Klasnic widerspricht: Die Kommission melde Missbrauchsfälle sofort und wenn Beschuldigte noch im Amt sind, werden sie sofort an eine Stelle versetzt, so Klasnic. Zahlreiche derartige Versetzungen habe es gegeben, in Bereiche wo mutmaßliche Täter nicht zu Wiederholungstätern werden können. Auch wenn viele schon in betagtem Alter seien.

"Opferwünsche müssen erfüllt werden"

Im Zusammenspiel mit den Diözesen würden möglichst alle Wünsche der mutmaßlichen Opfer erfüllt, so Klasnic. Ein Fall werde erst abgeschlossen, wenn die Kommission auch eine Rückmeldung habe, dass die Erwartungen und Wünsche des Opfers erfüllt sind.

Vertuschung weniger einfach

Vertuschung aus den vergangenen Jahrzehnten sei ihr bei ihrer Arbeit aber schon bekannt geworden, weil Kindern nicht geglaubt wurde oder indem Täter einfach in andere Diözesen versetzt wurden, ohne Weitergabe der Information über die Vorwürfe gegen sie. Das sei mittlerweile aber abgestellt.

Kritik an Schönborn unverständlich

Zu den jüngsten Vertuschungsvorwürfen gegen Kardinal Schönborn, wonach er ab 1994 nichts unternommen habe, um angebliche wiederholte sexuelle Nötigung einer Katholikin durch einen hochrangigen Kirchenvertreter abzustellen, sagt Klasnic: "Diese Kritik ist für mich unverständlich."

Die Kommission könne frei und unbeeinflusst arbeiten. Und mit dem Anliegen des Kardinals niemanden der etwas verbrochen hat, ob es um Gewalt oder Missbrauch geht, zu schonen.

Kommission nehme keine Rücksicht

Würde die Kommission, wenn ein Betroffener das will, auch Anzeige gegen den Kardinal erstatten, wie das die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt nun getan hat?

"Wenn es vom Opfer gewünscht wird, dass eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft einlangen soll, dann tun wir das", sagt Opferbeauftragte Klasnic. Die Kommission habe noch nie Rücksicht genommen, betont Klasnic.

Bisher ein Drittel der Fälle bearbeitet

Im konkreten Fall sagt Schönborn, er habe unter anderem deshalb nichts unternommen, weil er mit der Betroffenen ein Beichtgespräch geführt habe, das der Verschwiegenheitspflicht unterliege.

Die Klasnic-Kommission bzw. die Kirche haben der Frau mittlerweile eine Therapie um 11.000 Euro bezahlt. Insgesamt hat die Kommission Zahlungen an 293 mutmaßliche Opfer genehmigt, damit ist knapp ein Drittel der Fälle bearbeitet. Abgelehnt wurden bisher nur 12 Anträge.

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