Gespräch mit Spindelegger

Libyscher Rebellenchef in Wien

Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger hat erstmals den Chef des Nationalen Übergangsrates der libyschen Rebellen, Mahmoud Jebril, in Wien getroffen. Bei dem Gespräch ging es vor allem darum, wie Österreich Libyen in Zukunft bei dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Neuaufbau helfen will.

Mittagsjournal, 30.06.2011

Wirtschaftliche Probleme Libyens

Die Situation in Libyen ist angespannt, sagt Mahmoud Jebril. Das libysche Volk leide nicht nur an den ständigen Kämpfen zwischen den Rebellen und den Soldaten des libyschen Machthabers Muammar Al Gaddafi, sonder auch an den zunehmenden wirtschaftlichen Problemen.

Die gesamten Erdölquellen im Osten Libyens seien zerstört worden, und derzeit verkaufe Libyen kein Öl. Diese Quellen müssten erst restituiert werden, und es könne Jahre dauern, bis in Libyen wieder Erdöl gefördert und verkauft werden kann.

Eingefrorene Finanzmittel wieder aktivieren

Jebril appelliert an die internationale Staatengemeinschaft, die in Folge des Konfliktes eingefrorenen Finanzmittel wieder zu aktivieren. Die fehlenden Einnahmen durch Erdöl würden sich jetzt bemerkbar machen, in den besonders umkämpften Gebieten sei die Infrastruktur sehr schlecht.

Frankreich, Italien und Kuwait wollen helfen

Bislang gebe es lediglich Unterstützungserklärungen einiger Länder wie Frankreich, Italien und Kuwait. Nur Katar habe mit einer Finanzspritze von 100 Millionen Dollar bisher direkt geholfen, so der außenpolitische Vertreter des Nationalen Übergangsrates in Libyen.

"Die Leute leiden nicht nur unter dem Bombenhagel sondern auch unter Hunger. Und ich kann ihnen sagen, es ist gleich, ob man aufgrund einer Bombe oder an Hunger stirbt", sagt Jebril in Wien. "Wenn Finanzmittel fließen könnten, käme das dem ganzen Volk zugute", so Jebril weiter.

Spindelegger sagt Unterstützung zu

Unterstützung kommt von Vizekanzler und Außenminister Michael Spindelegger. Spindelegger hat dem Chef des Nationalen Übergangsrates der libyschen Rebellen zugesagt, dass Österreich 20 Tonnen Güter nach Libyen versenden wird.

Dabei wird es sich vor allem um Medikamente, Babynahrung und Chemikalien zur Wasseraufbereitung handeln. Waffenlieferungen an die Rebellen, wie es Frankreich vor kurzem vorgemacht hat, kommen für Spindelegger hingegen nicht in Frage.

Nach dem Treffen mit Spindelegger will Mahmoud Jebril nach Berlin weiterreisen, wo er mit dem deutschen Außenminister Guido Westerwelle zusammentreffen wird.