"Verbrechen gegen die Menschlichkeit"
Den Haag erlässt Gaddafi-Haftbefehl
Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat heute einen Haftbefehl gegen Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi ausgesprochen. Der Revolutionsführer wird dadurch offiziell zum weltweit gesuchten Kriegsverbrecher. Begründet wurde das Urteil mit "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
27. April 2017, 15:40
Abendjournal, 27.6.2011
Barbara Ladinser
Haftbefehl auch gegen Gaddafi-Sohn
Die vorsitzende Richterin Sanji Monageng beschuldigt Gadaffi, dass er schon im Februar, angesichts der Revolten in Tunesien und Ägypten, die kriminellen Angriffe gegen die libysche Zivilbevölkerung geplant, vorbereitet, und angeordnet habe. Auch gegen den ältesten Sohn des Revolutionsführers, Saif al Islam, seinen Schwager und den Geheimdienstchef Abdullah Senussi wurden Haftbefehle erlassen.
Jubel in Bengasi
In der Rebellenhochburg Bengasi wurden die Urteile des Strafgerichtshofes im fernen Den Haag mit Jubel und Freudenschüssen gefeiert. "Die Entscheidung macht klar, dass Gaddafi ein Verbrecher ist und nun auch wie ein Verbrecher verfolgt wird“, so der Chef des Nationalen Übergangsrates, Mustapha Abedel Jalil. Die Urteile haben dennoch vor allem symbolische Bedeutung
Tripolis ignoriert Urteil
Von der Führung in Tripolis gibt es bis jetzt keine Reaktion. Gaddafis Gefolgschaft hat schon im Voraus angekündigt, man werde den Haftbefehl ignorieren. Der internationale Strafgerichtshof sei ohnenhin nur eine "Schöpfung des Westens, um afrikanische Führer zu verfolgen", hat es Mitte Mai von Libyens Vizeaußenminister geheißen. Gadaffi ist erst der zweite amtierende Staatschef, gegen den das Den Haager Gericht einen Haftbefehl erlassen hat.