Tabuthema: Gewalt gegen ältere Frauen

8. April 2017, 21:58

Ökonomische Abhängigkeit steigt mit Alter

Gewalt gegenüber Frauen verringert sich im Alter nicht. Das ist die Kernaussage einer Studie, die von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) in Auftrag gegeben und heute präsentiert wurde. Im Gegenteil: Über 60-Jährige dürften sogar häufiger den Aggressionen ihres Lebenspartners ausgesetzt sein als jüngere Frauen

Eine Erklärung dafür könnte sein, dass älteren Frauen der Ausstieg aus einer Gewaltbeziehung besonders schwer fällt. "Sie sind von ihrem Partner stärker ökonomisch abhängig als jüngere Frauen und haben als Rollenmodell gelernt, sich unterzuordnen", sagt Studienautorin Birgitt Haller vom Institut für Konfliktforschung (IFK).

Hilfesuche oft sehr spät

Beschimpfungen, sexuelle Übergriffe oder finanziellen Druck nehmen Frauen der älteren Generation oftmals gar nicht als Gewalt wahr. Befragungen der Betroffenen zeigen, dass ein Großteil der Frauen erst nach massiven körperlichen Misshandlungen Hilfe sucht. Meist kommt dieser Schritt erst nach Jahrzehnten.

Heinisch-Hosek nimmt Ärzte in die Pflicht

Heinisch-Hosek will nun dafür sorgen, dass Betroffene mehr über Unterstützungsmöglichkeiten erfahren, etwa über die Seniorenverbände. Aber auch die Ärzte würden derzeit noch zu wenig eingreifen, so die Frauenministerin. So würden Ärzte eher zurückhaltend agieren, wenn sie mit von Gewalt betroffenen, älteren Frauen zu tun haben. "Die Frauen bekommen oft jahrlang Psychopharmaka verschrieben, aber es wird kaum hinterfragt, warum es ihnen schlecht geht", so Heinisch-Hosek.

Helpline:

Betroffene können sich rund um die Uhr an die „Frauenhelpline gegen Männergewalt“ wenden:
0800 222 555