Die-Wände-hochgehen als Sport

Buildering in München

Wer zwischen Passau und Berlin dem Klettervergnügen frönen möchte, ohne dazu ins Gebirge zu reisen, kann eine Kletterhalle des Deutschen Alpenvereins aufsuchen. Einer Gruppe junger Kraxler in München ist dies allerdings viel zu langweilig. Lieber besteigt man die Stadtarchitektur: Mauern, Fassaden, Treppen oder Säulen.

"Bouldern", vom englischen Wort "boulder" für Felsbrocken, wird das Klettern in der Halle genannt. Beim Erklimmen von Gebäuden wird daraus "Buildering".

Keine Löcher in der Kennedy-Brücke

Die Münchner Stadtkletterer treffen sich an der John-F.-Kennedy-Brücke im Englischen Garten, die auf unzähligen, zementierten Granit-Blöcken aufliegt. Etwa sechs Meter ragen sie senkrecht nach oben. Unten am Boden sorgt man zunächst für die Sicherheit, Matten werden aufgelegt.

Martin und seine Kletter-Kameraden Benni und Clément haben mit der John-F.-Kennedy-Brück eine für sie noch unbekannte Wand gewählt. Besonders der Granitstein gefällt. Mit geschlossenen Augen ertastet Benni den Granit und berichtet: "Wir haben hier nur positive Struktur, das bedeutet, es gibt nur Struktur, die aus der Wand rausgeht. Wir haben keine Löcher oder sowas in der Wand.

"Rein rechtlich ist es soweit ich weiß eine Grauzone", sagt Clément. Der Stadtkletterer möchte dennoch lieber unerkannt bleiben. "Solange wir nichts kaputt machen - es steht nirgendwo, dass man an diesen Gebäuden nicht klettern darf. Wir wollen einfach nur Spaß haben, und, wenn wir wieder weggehen, nichts kaputt gemacht und keine Spuren hinterlassen haben."

Steckebriefe der Kletterorte

Auf der Homepage legt Martin seit einigen Monaten eine umfangreiche Datenbank an. Mit Blog-Einträgen, Bildern und Steckbriefen zu den erkletterten Orten. Zur John-F.-Kennedy-Brücke notiert er sich:

"Drei bis sechs Meter, schwer bis sehr schwer - wegen der kleinen Griffmöglichkeiten und weil alles abschüssig ist. Die ersten zwei Meter hat man Graffiti, was die Sache rutschiger macht. Insgesamt ein chilliger Spot."

Comic-Held Spiderman schlüpft ja ins Kostüm, um unerkannt Gutes zu tun. Und auch die Münchner Stadtkletterer, die weder sich noch anderen schaden wollen, haben diesbezüglich bereits Überlegungen angestellt.

"Wir hatten mal die Idee, uns T-Shirts zu drucken mit 'Gebäudereiniger' hinten oder 'Denkmalschutz'", erzählt Martin, für den Fall, dass sie, wenn Passanten vorbeikommen, sagen können "Wir prüfen das Bauwerk", aber: "Das haben wir bis jetzt noch nicht gemacht."

Text: Andi Hörmann