Arnulf Rainer

APA/HANS KLAUS TECHT

1929-2025

In memoriam Arnulf Rainer

Sein umfangreiches Werk, das von der markanten Übermalung bis zur Fotografie reicht, ist seit Jahrzehnten in den wichtigsten Museen der Welt zu sehen. Er selbst hatte einen Dauerplatz an der Spitze der hiesigen Kunstschaffenden. Das übermalte Gesicht von Arnulf Rainer ist eine der Ikonen der österreichischen Nachkriegskunst geworden. Wie am Sonntag bekanntwurde, starb der Künstler am Donnerstag im Alter von 96 Jahren. Ö1 ändert in Erinnerung an den Künstler sein Programm.

Arnulf Rainer verstarb am Donnerstag zu Hause in Oberösterreich kurz nach seinem 96. Geburtstag, wie die Familie Rainers am Sonntagnachmittag der APA bestätigte. Rainer war einer der bedeutendsten Vertreter der heimischen Nachkriegskunst, der es vor allem mit seinen Übermalungen zu Welterfolg brachte. "Arnulf Rainer, eine Ikone, ist von uns gegangen", würdigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen den Jahrhundertmaler.

Ein Nachruf von Sabine Oppolzer

Geboren wurde Arnulf Rainer am 8. Dezember 1929 in Baden bei Wien. Dort befindet sich seit 2009 ein eigens ihm gewidmetes Museum. Gemeinsam mit Ernst Fuchs, Anton Lehmden, Arik Brauer, Wolfgang Hollegha und Josef Mikl gründete er 1950 die "Hundsgruppe" und begegnete 1953 dem Priester Otto Mauer. In dessen "Galerie nächst St. Stephan" war Rainer schließlich bald mit seinen ersten Einzelpräsentationen sowie mit Hollegha, Markus Prachensky und Mikl als Malergruppe "Galerie St. Stephan" zu Hause.

In den 1950er Jahren wandte sich Rainer nach erstem Interesse für Surrealismus und Informel seinen für ihn charakteristischen Übermalungen sowohl eigener wie auch fremder Bilder mit Farbe, Kohlestift und Kugelschreiber zu.

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Klaus Albrecht Schröder

Der Kunsthistoriker, langjährige Albertinadirektor und aktuelle Leiter des Wiener Aktionismusmuseums bezeichnet Arnulf Rainer als "Ausnahmekünstler".

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Arnulf Rainer

Arnulf Rainer

APA/ROBERT JÄGER

Arnulf Rainer in den Ö1 Hörbildern

Er wolle der Welt erklären, wer er sei, um nicht verwechselt zu werden, schrieb Friedrich Nietzsche im Vorwort zu seinem autobiografischen Text "Ecce homo". "Meine Kommentare sind Trick und Gebrauchstexte, um noch schlimmeren Interpretationen anderer zuvorzukommen", sagt Arnulf Rainer. Nietzsche wie Rainer haben ihr Leben lang daran gearbeitet, Werk und Person zu einer unverwechselbaren Einheit werden zu lassen, zu einer Trademark. Das funktioniert nur dann, wenn man ständig zugeschriebene Rollen verweigert, eigene Positionen ironisiert und die Erwartung des Publikums unterläuft.

Es geht dabei auch um Aufmerksamkeit: Als Störfall im Literaturbetrieb positioniert man sich unübersehbar in diesem. Und wenn man lange genug daran arbeitet, den Interpretationen anderer zuvorzukommen, wird aus dem Störfall ein Normalstörfall.

Das Paradox eines Künstlers also als allgemein anerkannter, vielfach ausgezeichneter und gut verdienender Provokateur mit eigenem Museum. Und so konnte Arnulf Rainer von sich sagen: "Ich habe das Gefühl, ich bin durchs Leben gegangen wie durch einen Traum ..."