Europas Banken unter der Lupe

Stresstest mit strengen Kriterien

Sind die europäischen Banken auch in schweren Krisen überlebensfähig? Acht von 90 Instituten sind es nicht, 16 gelten als Wackelkandidaten. Das ist das Ergebnis des diesjährigen Banken-Stresstests, dieses Mal durchgeführt von der neu geschaffenen Europäischen Bankenaufsicht und unter strengeren Kriterien.

Zu den Verlierern des Banken-Stresstests zählen die österreichische Volksbanken AG, 5 Banken aus Spanien und zwei – wenig verwunderlich – aus Griechenland. Was bedeutet dieses Ergebnis aber nun für die Finanzbranche und was erwartet die durchgefallenen Institute?

Morgenjournal, 16.07.2011

Worst case Szenario

In der diesjährigen Banken-Klasse sitzen 90 Schüler aus 21 europäischen Ländern, Grundlage für den Test ist ein düsteres Szenario, es wird angenommen, die Euro-Krise verschärft sich, Europa erleidet eine neue Rezession, der Dollar verfällt und die Aktienmärkte stürzen ab. Diesen Finanz-Schock würden 8 Institute nicht überleben, ihre Eigenkapitalquote läge dann unter den verlangten 5 Prozent Minimum und 16 weitere Kandidaten hätten weniger als 6 Prozent.

Kriterien verschärft

Die durchgefallenen Schüler müssen schleunigst ihre Risikopuffer bis Jahresende vergrößern. Kann sich eine Bank das Kapital nicht aus eigener Kraft beschaffen, muss die für sie zuständige Regierung Geld zuschießen. Es kann für die betroffenen Banken schwerer werden, Geld auf dem Markt zu beschaffen, das hätte wiederum Auswirkungen auf die Kunden, die mehr für ihre Finanzprodukte bezahlen müssten, das ist ein Problem, das sich die Wirtschaft im Moment nicht leisten kann, sagt Bankenanalyst Ralph Silva:

"Im letzten Jahr wurde der Stress Test als zu leicht kritisiert, zB bestanden die Bank of Ireland und die Allied Irish Bank den Test, wenige Monate später mussten sie mit Milliarden Steuergeld gerettet werden. Dieses Mal ist eine Bank mehr durchgefallen als im Vorjahr, die Kriterien sind verschärft worden".

Staatsbankrott nicht berücksichtigt

Finanzjurist Simon Gleeson begrüßt diesen Schritt, fragt aber, ob der Test hart genug sei, denn er spiele nicht durch, wie die Märkte im schlimmsten Fall auf griechische oder italienische Staatsanleihen reagieren würden. Ob sich der Stress um den Test dieses Mal wirklich gelohnt hat, muss sich erst noch zeigen. Die neu geschaffene Europäische Bankenaufsicht hier in London hat keine Überraschungen ans Licht gebracht. Die Frage ist, was ein solcher Test bringt, wenn er die sehr reale Möglichkeit eines Staatsbankrotts nicht berücksichtigt.

Mittagsjournal, 16.07.2011

Die Auswirkungen auf Spanien, ORF-Korrespondent Josef Manola im Gespräch mit