Galionsfigur der österreichischen Avantgarde

Markus Prachensky ist tot

Markus Prachensky ist tot. Der Maler verstarb in der Nacht auf Samstag im Alter von 79 Jahren nach schwerer Krankheit. Dies teilte die Witwe Brigitte Prachensky der Tageszeitung "Der Standard" mit.

Mittagsjournal, 16.07.2011

"Rot ist die Farbe meines Lebens". Dieser Satz stand wie ein Glaubensbekenntnis über dem Werk Markus Prachenskys. Leuchtende Farben gingen ihm über alles. Prachensky zählte zu den renommiertesten zeitgenössischen Malern Österreichs und war in den 1950ern und 60ern eine der Galionsfiguren der Avantgarde des Landes. So gründete der am 21. März 1932 in Innsbruck geborene Prachensky mit seinen Malerkollegen Wolfgang Hollegha, Josef Mikl und Arnulf Rainer die Künstlergruppe "St. Stephan".

Ab der zweiten Hälfte der 1950er Jahre entwickelte der Künstler dann eine unverwechselbare, am internationalen Informel orientierte, expressive Malweise und setzte jahrelang nur ein vehementes Rot ein. Später erweiterte er die Palette um die Farben Grün, Violett, Schwarzbraun und Gelb. Mit der 1990er kehre Prachensky allerdings wieder zum Rot zurück. Der Künstler wurde in zahlreichen Einzelausstellung - darunter im Belvedere - gewürdigt und war unter anderem Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens der Republik Österreich.

Prachensky wurde am 21. März 1932 als Sohn des renommierten Malers und Architekten Wilhelm Nicolaus Prachensky in Innsbruck geboren. Mit 20 Jahren ging er nach Wien und studierte Architektur in der Meisterklasse Lois Welzenbacher an der Akademie der Bildenden Künste, eher er sich 1953 zusätzlich dem Studium der Malerei widmete. Nach einigen frühen, von Mondrian beeinflussten, geometrischen Bildern brach er aus dem strengen Korsett aus und zeigte mit der abstrakten Expressivität seines unverwechselbaren Rots seine eigene Charakteristik.

Er arbeitete in Deutschland und Frankreich und übersiedelte 1967 für zwei Jahre nach Los Angeles. In Folge unternahm Prachensky viele Reisen nach Italien so wie in den Nahen und Fernen Osten, ließ sich von den Farben und Formen südlicher Landschaften und Architekturen inspirieren und dokumentierte seine Eindrücke durch zahlreiche Bilder. Aufsehen erregte der Künstler 1959 mit der Aktion "Peinture liquide" im Wiener Theater am Fleischmarkt, bei der er Leinwände von oben mit Farben übergoss. 1983 wurde er Professor an der Wiener Akademie der Bildenden Künste und Leiter der Meisterschule für Malerei, 2000 emeritierte er.

Als Galionsfigur des österreichischen Informel ist Prachensky aus dem Kanon der heimischen Kunst nach 1945 nicht wegzudenken. So widmete 2002 das Belvedere "dem wichtigsten Vertreter des abstrakten Expressionismus dieses Landes" anlässlich seines 70. Geburtstags eine umfangreiche Retrospektive. Eines seiner bekanntesten Werke ist das 1960 in der Galerie St. Stephan entstandene, zehn Meter breite und 2,80 Meter hohe Bild "Rot auf Weiß - Sankt Stephan". 2007 war ihm eine Schau mit alten und neuen Werken im Essl Museum gewidmet, seit den 70er Jahren stellte er seine neuen Werke regelmäßig in der Wiener Galerie Ulysses aus. Am 22. Juli 2011 eröffnet in der Salzburger Galerie Welz eine Soloschau.