Nicht mehr als ein Symbol

Anleihen-Rückkauf kein Patentrezept

Wie soll Griechenland vor dem Finanzkollaps gerettet werden? Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hat vorgeschlagen, Griechenland solle mit Geld aus dem EU-Rettungsfonds seine eigenen Staatsanleihen zurückkaufen - das würde Milliarden einsparen. Diese Idee hat gute Chancen umgesetzt zu werden. Eine Gesamtlösung ist das aber nicht.

Mittagsjournal, 18.07.2011

Rückkauf zum halben Preis

Mit einem kleinen Trick könnte Griechenland seinen Schuldenberg um 20 Milliarden Euro verkleinern. Schäuble stellt sich das so vor: Griechenland kauft von den Banken, die dem Land Geld geliehen haben, die eigenen Staatsanleihen zurück, und zwar mit 20 Milliarden Euro, die es aus dem europäischen Stabilisierungsfonds bekommt.

Wie sich Griechenland dadurch Geld sparen kann, erklärt Kornelius Purps, Anleihen-Analyst der Unicredit-Bank in München: Die zurückgekauften Anleihen hätten einen Nominalwert von 40 Milliarden Euro, weil sie aber im Markt nur zum 50-Prozent-Kurs gehandelt werden, reichten 20 Milliarden, um die Anleihen zurückzukaufen.

Verlustgeschäft

Auf den ersten Blick sind die Vorteile klar: Griechenland muss insgesamt weniger zurückzahlen, und man hätte auch die Banken an der Griechenlandhilfe beteiligt. Der Banker Purps ist aber von dem Vorschlag nicht überzeugt: "Die Idee ist diskussionswürdig, gut ist sie aber noch nicht." Denn es sei nicht klar, dass die Banken ihre griechischen Anleihen tatsächlich verkaufen wollen. Denn wenn sie jetzt nur die Hälfte wert sind, müsste die andere Hälfte als Verlust in die Bilanz. Und so manche Bank würde hoffen, dass sie vielleicht doch irgendwann den ganzen Betrag zurück bekommt, nicht nur die Hälfte.

Nur ein kleiner Beitrag

Außerdem sei der Anleihen-Rückkauf nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn dadurch würde der griechische Schuldenberg nur um rund fünf Prozent kleiner. Um Griechenland dauerhaft auf festere Beine zu stellen, bräuchte man eine Schuldenreduktion um die Hälfte, also 150 bis 200 Milliarden Euro, so Purps: "Das erreichen wir mit diesem Anleihen-Rückkaufprogramm nicht."

"Mehr Risiken als Nutzen"

Auch die gefürchteten Ratingagenturen, die die Kreditwürdigkeit bewerten, würden diesen Anleihen-Rückkauf eindeutig als Zahlungsausfall bewerten und die Finanzmärkte nicht beruhigen, sagt Purps. Das bedeute als "mehr Risiken als Nutzen". Wirtschaftlich mache der Anleihen-Rückkauf also wenig Sinn, sagt der Banker. Doch auch seiner Sicht sei dieser Vorschlag aber ein wichtiges politisches Symbol, nämlich für einen Beitrag des privaten Sektors.

Gegenwehr der Banken

Zusätzlich zu diesem Aktienrückkauf wird derzeit auch noch eine europäische Bankenabgabe diskutiert, also ein solidarischer Betrag, den alle Banken für Griechenland zahlen sollen. Purps erwartet, dass sich die Banken dagegen wehren: "Es könnten hier zu viele Institute getroffen werden, die an den Schuldenproblemen Griechenlands vollkommen unschuldig sind und im Gegenteil rechtzeitig Vorsichtsmaßnahmen ergriffen haben.

Fazit des Bankers: Der Anleihen-Rückkauf durch die Banken könnte Teil des zweiten Griechenlandhilfspakets werden, eine große Wirkung wird er aber nicht haben.