Zuflucht unter Euro-Schutzschirm?

Noch ein Wackel-Kandidat: Zypern

Zypern ist durch seine enge Verflechtung mit der griechischen Wirtschaft ebenfalls in die Krise geraten. Dazu kommt noch die Beschädigung des wichtigsten Elektrizitätswerkes durch eine Explosion vor einer Woche. Nun schlägt der Notenbankchef Zyperns Alarm.

Morgenjournal, 21.07.2011

Ernst Kernmayer

Brief an den Präsidenten

Zypern Land könnte sich gezwungen sehen, im Ausland um Finanzhilfe zu bitten, hat das EZB-Ratsmitglied, Notenbankchef Athanasios Orphanides, in einem Brief an den zyprischen Präsidenten Demetris Christofias geschrieben. Weitere und entschlossenere Maßnahmen müssten ergriffen werden, um das Schlimmste zu verhindern - darunter auch einen Rettungsplan mit allem, was dieser für die Wirtschaft mit sich bringe. Zyperns Wirtschaft befinde sich in einer Notlage.

Stromversorgung beeinträchtigt

Am Montag vor einer Woche hatte die Detonation beschlagnahmter iranischer Munition auf einem Marinestützpunkt das größte Elektrizitätswerk des Landes lahmgelegt. Es versorgt die halbe Insel mit Strom. Wegen seiner engen Verbindungen zum hoch verschuldeten Griechenland steht Zypern an den Finanzmärkten bereits unter Druck.

Zuflucht unter Euro-Schirm?

Es ist das erste Mal, dass Orphanides eine internationale Rettung der Staatsfinanzen ins Gespräch bringt. Laut Recherchen des ORF-Büros in Brüssel könnte Zypern sogar Zuflucht unter dem Euro-Schutzschirm suchen müssen. Präsident Demetris Christofias hat für Freitag ein Krisentreffen zur wirtschaftlichen Lage einberufen.

Im griechischen Teil der Insel Zypern wird seit 2008 mit Euro bezahlt. Der Anteil an der Wirtschaftsleistung der Euro-Zone ist verschwindend gering.