Merkel und Sarkozy einig
Nächtlicher Kompromiss vor Krisengipfel
In Brüssel kommen zu Mittag die Staats- und Regierungschefs der Euro-Staaten zu einem Griechenland-Krisengipfel zusammen. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy haben sich am späten Abend grundsätzlich auf eine gemeinsame Position zu einem zweiten Hilfspaket geeinigt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 21.07.2011
Es ist ernst
Dass es ans Eingemachte geht, kann man an vielen Dingen ablesen - etwa daran, dass Angela Merkel und Nicola Sarkozy nicht nur miteinander telefonieren, sondern der französische Präsident am Abend vor dem EU-Gipfel extra nach Berlin reist, um in einem persönlichen Gespräch nach einer Lösung zu suchen. Und wenn dann gegen 22 Uhr auch noch EZB-Chef Trichet anreist, weiß man: Es ist wirklich ernst.
Offenbar Kompromiss gefunden
Deutschland und Frankreich waren sich in einigen entscheidenden Punkten bisher immer uneinig. Auch bei den nächtlichen Verhandlungen soll es heiß her gegangen sein. So sei das Modell eines Anleihentauschs von Sarkozy kritisch bewertet worden. Sehr intensiv soll über Formen des Rückkaufs von griechischen Staatsanleihen gesprochen worden sein. Und über eine Beteiligung am Hilfspaket für Griechenland von privaten Gläubigern – also von Banken und Versicherungen – soll ebenfalls heftig diskutiert worden sein. Hier dürfte es jetzt einen Kompromiss geben. Zumindest bestätigt das der Sprecher von Angela Merkel. Wie dieser genau aussieht, wurde noch nicht bekannt gegeben.
Banker in Brüssel
Dafür, dass eine Beteiligung privater Gläubiger vorgesehen ist, spricht, dass heute in Brüssel auch Spitzenbanker anwesend sein sollen – etwa Josef Ackermann, Chef der deutschen Bank. Es ist zwar nicht offiziell, aber dass die Banker nach Brüssel reisen, wurde von deutschen und französischen Regierungskreisen bestätigt. Die deutschen Bankinstitute haben sich äußerst skeptisch bezüglich einer Bankenabgabe geäußert, wollen dieser schon im Vorfeld entgegenwirken und haben angekündigt, selbst Vorschläge vorlegen zu wollen.
Nächtliche Telefonate
Der Kompromiss, der in der Nacht erzielt wurde, sei auch telefonisch mit EU-Ratspräsident Van Rompuy und eben persönlich mit EZB-Chef Trichet abgesprochen worden, sagt der deutsche Regierungssprecher. Ohne Einbindung von Trichet wären Lösungsvorschläge aus deutscher Sicht nicht sinnvoll gewesen.
Ausgang offen
Mit der deutsch-französischen Einigung sind die Chancen nun wieder größer, dass die Staats- und Regierungschefs der Eurozone am heutigen Gipfel das zweite Griechenlandpaket beschließen werden. Offen bleibt, ob damit die Schuldenkrise, wie von vielen gefordert, endgültig überwunden werden kann. Angela Merkel hat diesbezügliche Hoffnungen bereits vor Tagen gedämpft und die Öffentlichkeit auf einen längeren Prozess eingestimmt.