Linksregierung versus Medienmogul

Murdoch auch in Australien unter Druck

Der britische Abhörskandal hat jetzt auch Konsequenzen für Zeitungen des Murdoch-Konzerns außerhalb Großbritanniens. Die australische Regierung will die Praktiken "ihrer" Murdoch-Blätter untersuchen und Gesetze zum Schutz der Privatsphäre verschärfen.

Sarah Seekircher und Ursula Theiretzbacher

Murdoch kontrolliert Zeitungsmarkt

In seinem Heimatland Australien besetzt Rupert Murdoch 70 Prozent des Zeitungslesermarktes. Insgesamt gehören ihm 170 australische Zeitungen. Keine davon war aber bisher in einen Skandal verwickelt, der britische Ausmaße vermuten lässt. Trotzdem kündigte die Linksregierung unter Regierungschefin Julia Gillard an, in den Büros der australischen Murdoch-Blätter einige "ernste Fragen" zu den dortigen Geschäftspraktiken stellen zu wollen.

Kampagne gegen Links-Regierung

Der australischen Regierung ist der Murdoch-Konzern nicht erst seit dem britischen Abhörskandal ein Dorn im Auge. Die Tageszeitung „The Australian“ und dessen Boulevard-Schwesterblatt „Daily Telegraph“ würden eine Kampagne gegen die Links-Regierung betreiben, warfen die Labour-Party und die Grünen den Murdoch-Blättern schon in der Vergangenheit öfter vor. Das dementieren die australischen Murdoch-Zeitungen freilich. Dort bezeichnet man die Berichterstattung als aggressiv, aber fair.

Keine gehackten Telefone

Die Murdoch-Presse startete bereits zum Gegenangriff. In einem Leitartikel kritisierte die Murdoch-Zeitung „The Australian“, Regierungschefin Gillard würde in einen Chor der Schadenfreude einstimmen und Murdochs Zeitungsmacher in Australien in eine Ecke mit deren britischen Kollegen stellen. Dabei wäre die Rücksichtslosigkeit der britischen Boulevardpresse in Australien kein Thema.

Die konservative Opposition, die bei den Parlamentswahlen vor einem Jahr nur hauchdünn von der Labour-Party geschlagen wurde, hält die Vorgangsweise der Labour-Regierung für überzogen. Die Konservativen argumentieren, dass es in Australien weder Fälle von gehackten Telefonen noch derart enge Beziehungen zwischen Politik und Presse gäbe, wie sie in London ans Licht kamen.

Besserer Schutz der Privatsphäre

Als Reaktion auf den britischen Abhörskandal will die australische Regierung außerdem ihre Gesetze zum Schutz der Privatsphäre verschärfen. Bisher gab es in Australien kein allgemeines Gesetz, das die Privatsphäre schütze. Künftig solle es möglich sein, Medien in solchen Fällen vor Gericht zur Rechenschaft zu ziehen.

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