Mit "Schlankem Soldaten" in Warschau
Stephan Franz Ferdinand Bartunek, Schauspieler
Über Umwege kam er zum Theater: Stephan Franz Ferdinand Bartunek, Jahrgang 1982, der seit 2008 am Wiener Reinhardt Seminar studiert. Heuer war er bereits erfolgreich am Schauspielhaus Wien zu sehen. Zuletzt gastierte er mit der Seminar-Produktion von "Der Schlanke Soldat" beim Schauspielschulen-Festival in Warschau.
27. April 2017, 15:40
"Nachdem ich am Bau gearbeitet habe, machte ich eine Ausbildung als Masseur und zog dann nach Wien. Hier habe ich Sebastian Adam kennen gelernt, der mich fragte, ob ich bei einer Produktion von Frank Zappas 'Joe´s Garage' in der Regie seines Vaters als Tournee-Mitarbeiter mitmachen und auch eine Rolle spielen wolle. Diese Gelegenheit wollte ich unbedingt nutzen. Und während der Deutschland-Tournee habe ich meine Liebe zur Bühne entdeckt", erzählt Stephan Franz Ferdinand Bartunek, gebürtiger Niederösterreicher, über seine Anfänge.
Seit Herbst 2008 studiert er am Wiener Max Reinhardt Seminar Schauspiel bei Grazyna Dylag und Dietmar König. Bartunek hatte das Gymnasium in der 5. Klasse abgebrochen und zunächst eine dreijährige Ausbildung zum Sozialhelfer mit Abschluss absolviert.
Ab 2004 begann er sich für das Theater zu interessieren und nahm privaten Schauspiel-Unterricht.
2007 entschloss sich Bartunek, in Elfriede Otts "Studio der Erfahrungen" zu studieren. Dort wurde Gerald Pichowetz auf ihn aufmerksam und holte den Nachwuchs-Schauspieler an sein Gloria Theater.
Dort beendete er seine Ausbildung vorzeitig, da Elfriede Ott ihn bereits im zweiten statt im dritten Jahr zur Diplomprüfung antreten ließ.
Bartunek wollte aber sein Können noch vervollkommnen und erinnerte sich an seinen früheren Rollenlehrer Rudolf Buczolich, der ihm zum Studium am Reinhardt geraten hatte.
Komische Aspekte der Bösen
"Im Rahmen meiner Seminar-Ausbildung habe ich entdeckt, dass mir der Typus des Bösewichts sehr liegt. Denn es steckt immer eine gewisse Form von Komik in diesen Figuren. Ich finde es spannend, in bösen Charakteren auch Gutes zu entdecken", erzählt Bartunek.
Vilefältige Theater-Praxis
Seit 2004 konnte Stephan Bartunek vielfältige Bühnen-Praxis sammeln:
Darunter in Zappas "Joe´s Garage" (Regie: Ludwig Adam), wo er von 2004 bis 2008 im Rahmen einer Deutschland-Tournee, im Wiener "Orpheum" sowie in der "Arena" mitwirkte, in Molieres "Der Menschenfeind" (Regie: Isabella Feimer) in der Schwechater Felmerscheune (2006), in Nestroys "Lumpazivagabundus" (Regie: Elfriede Ott) bei den Sommerspielen Maria Enzersdorf (2007), in Markus Kupferblums "Vor dem Gesetz" im Wiener Justizpalast (2009)Wien.
Weiters war Bartunek in der Seminar-Produktion von Borcherts "Draußen vor der Tür" (Regie: Felicias Braun), in Shakespeares "Hamlet" (Regie: Ioan C. Thoma) bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf, sowie in Hanan Ishays Shakespeare-Bearbeitung von "Richard III." zu sehen (alle 2010).
Sternstunde in "Außer Kontrolle"
Eine der wichtigsten Theater-Erfahrungen machte Stephan Bartunek in Ray Cooneys "Außer Kontrolle" (Regie: Leo Bauer) am Wiener Gloria Theater, wo er 2008 den George Pigden spielte:
"Ich durfte als Zweitbesetzung für Gerald Pichowetz in dieser klassischen Komödie einen schüchternen Politiker-Sekretär, der seinem Chef aus einer misslichen Lage hilft, spielen. Es gelang es mir, mit dem Publikum zu agieren. Es gab Momente der absoluten Stille, wo sich eine Spannung aufbaute - die sich dann durch eine Geste von mir in brüllendem Gelächter entladen hat. Damals habe ich das Genre Komödie sehr schätzen gelernt."
"Bockerer" in Muliar-Regie
Eine andere wichtige Erfahrung war für Bartunek, ebenfalls 2008 am Gloria Theater, die Produktion von Ulrich/Preses' "Der Bockerer", bei der er in der Regie des inzwischen verstorbenen Wiener Theaterstars Fritz Muliar den Sohn des "Bockerers" spielte.
Mit "Schlankem Soldaten" in Warschau
Besondere Bedeutung hatte für Stephan Bartunek die Seminar-Produktion von Hanan Ishays Bearbeitung von Hanoch Levins "Der schlanke Soldat", in der er 2010 die Rolle des Dicken Soldaten spielte:
"Es war für mich ein Erlebnis, weil Hanan das Stück mit einer unglaublichen Liebe zum Menschsein inszeniert hat. Es war ein poetischer Abend, wo es uns gelungen ist, die Zuschauer zu betören und zu verzaubern."
Mit diesem Stück gastierte Bartunek 2010 bei der Salzburger "Young Actors Week" und im Juni dieses Jahres beim Internationalen Festival der Schauspielschulen in Warschau.
"Aus dem Nichts ... " am Schauspielhaus
Im April 2011 war Bartunek in Julian van Daals (Text und Regie) Endzeitstück "Aus dem Nichts entsteht am Ende immer Etwas" erfolgreich am Wiener Schauspielhaus in der Rolle des Oskar zu sehen.
An ein Schauspieler-Theater
Im Sommer 2012 ist Bartunek als Mitglied des Theatersommerensembles Haag engagiert.
Wie lauten die Zukunftswünsche des ambitionierten Schauspielers? "Ich wünsche mir an ein gutes Haus engagiert zu werden, wo ich viel spielen kann und gefordert werde. Und mit Regisseuren zu arbeiten, die den Schauspieler nicht bloß als Erfüller, sondern als Gestalter sehen - und die wissen, dass wir für ein Publikum spielen", so Stephan Franz Ferdinand Bartunek.
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