Betrifft: Geschichte

Von der Leibeigenschaft bis zur Sozialpartnerschaft. Zur Geschichte der Bauern in Österreich, Teil 2. Mit Ernst Bruckmüller (Prof. i.R. Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Universität Wien). Gestaltung: Martin Adel

Die sogenannte Bauernbefreiung gegen Ende des 18. Jahrhunderts hat die ländliche Bevölkerung sicher bessergestellt, aber auch nicht reich gemacht (sofern sie nicht schon reich war). Daran änderte sich auch im 19. Jahrhundert nicht viel. 1848 etwa waren die Bauern keineswegs maßgeblich an der Revolution beteiligt, obwohl schon zwei Jahre zuvor in Galizien ein Aufstand losgebrochen war. Die Bauern galten bis tief ins 20. Jahrhundert als wertkonservativ, treu ergeben zunächst dem Kaiser, dann den Christlichsozialen - und v. a. der Kirche, zum größten Teil "natürlich" der katholischen. Anders als unter marxistischen Doktrinen bildeten sie in der allgemeinen Meinung den Gegenpol zur "linken" Arbeiterschaft - auch wenn das nicht immer stimmte. Aber sie konnten - anders als jene - schwer Massenkundgebungen organisieren, obwohl sie bis nach dem Zweiten Weltkrieg die mit Abstand stärkste gesellschaftliche Gruppierung darstellten.

Dazu kam, dass die steigende Zahl der Sommerfrischler die Bauern als idyllisches Gegenbild zur städtischen Arbeitswelt zumeist gar nicht wirklich in ihren Lebensumständen wahrnahm. Das änderte sich zunächst politisch durch die Bedeutung des Bauernbunds in der ÖVP, dann durch das Gewicht in der Konstruktion der Sozialpartnerschaft. Aber da hatte das Bauernsterben schon begonnen. Wie es der im Übrigen aus einer niederländischen sozialdemokratischen Großbauernfamilie stammende Sicco Mansholt als EWG-Agrarkommissar sinngemäß formulierte: "Wir holen die Bauern von ihren Höfen" - ganz im Sinne der Rationalisierung und um die Bauern an den Weltmarkt heranzuführen. Einige haben das auch geschafft; die überwältigende Mehrzahl nicht.

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